Streng betrachtet entspricht bereits Meersalz oder Kochwein dem höchstmöglichen Convenience-Grad.
Die Verhandlungen scheiterten vor ziemlich genau zehn Jahren. Am 28. März 2007 veröffentlichte die Stiftung Konsumentenschutz eine Pressemitteilung mit dem Titel: «Gastrosuisse verweigert Deklaration von Convenience-Food.» Und damit war die Sache gegessen. Zwar monierten die Konsumentenschützer, dass man in der Gastronomie weiterhin nicht auf Transparenz zählen könne, also zum Beispiel nicht erfahre, ob die Lasagne oder der Hirschpfeffer wirklich vollständig in der Restaurant- statt in einer Industrieküche gefertigt worden sei. Konsequenzen hatte das aber keine.
Eine Deklaration wäre technisch sowieso kaum umsetzbar gewesen. Convenience-Food, Bequemkost auf Deutsch, existiert in verschiedensten Formen, ist bekanntlich in fünf Fertigungsstufen organisiert und durchdringt sämtliche Sparten der Gastronomie. Streng betrachtet entspricht bereits Meersalz oder Kochwein dem höchstmöglichen Convenience-Grad. Das weiss man auch bei Gastrosuisse. Erstaunlich war eigentlich nur, dass der Verband überhaupt so lange über das Thema verhandelte, bevor er ablehnte.
Dass ein Koch Produkte zukauft, die er selbst nicht günstiger oder besser herstellen kann, ist nicht nur betriebswirtschaftlich intelligent. Gerade im Gastgewerbe muss man seine Schwächen erkennen, idealerweise, bevor der Gast dies tut. «Viele Gastronomen sind nicht ehrlich bei diesem Thema», sagt Daniel Gehriger, Gastronomieleiter des Kantonsspitals Luzern. Das hat auch mit dem Berufsstolz zu tun. «Kochen ist meine Leidenschaft», so Gehriger. In seiner Wunschküche hätte es Platz für eine Metzgerei, angestellte Bäcker würden tolle Brote backen, und die Köche könnten genüsslich an allerlei Fonds herumtüfteln.
In der Realität stehen 123 Personen auf Gehrigers Lohnliste, davon sind allerdings nur 24 ausgebildete Köche. «Wir kaufen vieles zu, gemischte Salate zum Beispiel, aber auch Patisserie oder Backwaren.» Tatsächlich sei die Qualität von Profi-Convenience mittlerweile so hoch, dass sich auch erfahrene Köche auf die Hinterbeine stellen müssen, um ein besseres Resultat zu erzielen. Gehriger glaubt, dass der Einsatz von Halbfertigprodukten in Zukunft nochmals steigen wird.
Doch wie hat sich der Convenience-Grad im Gastgewerbe in den letzten zehn Jahren entwickelt? Eine klare Antwort gibt es nicht. Es ist, als würde man versuchen, die Kerne eines Apfels zu zählen, ohne diesen aufzuschneiden. Die Gastronomie existiert in zahlreichen Formen, und nirgendwo wird alles selbst gemacht. Beginnen wir in der Gemeinschaftsgastronomie.