«Je grosszügiger ein Unternehmen mit seinen Mitarbeitern umgeht, desto grosszügiger sind die Mitarbeiter mit dem Unternehmen.»
70 Prozent Ihrer Kunden stammen aus der Gastronomie. Wie ist das Schweizer Gastgewerbe versichert?
Thomas Wandres: Bei den Personalversicherungen wie etwa der Krankentaggeld- oder der Unfallversicherung schreibt der Landesgesamtarbeitsvertrag ein Minimum vor. Weil die Ressourcen in der Branche knapp sind, gehen nicht viele darüber hinaus, ganz nach dem Motto: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. In anderen Bereichen, etwa der Sachversicherung, sind Gastronomie- oder Hotelbetriebe hingegen ganz normal versichert. So wie alle, die etwas besitzen.
Wie lohnend sind Restaurants für die Versicherungsgesellschaften?
Das Gastgewerbe ist sicher keine Zielbranche. Im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen sind die Schadensfrequenz und damit der administrative Aufwand markant höher. Das hat historisch dazu geführt, dass die Versicherer eher mit der angezogenen Handbremse fahren, wenn es darum geht, neue, auf die Gastronomie bezogene Produkte zu schaffen.
Sie werden als Broker von den Versicherungsgesellschaften bezahlt. Können Sie überhaupt unabhängig arbeiten?
Wir sind dem Bundesamt für Privatversicherungen unterstellt. Da gibt es klare Regeln. Bevor wir mit einem Kunden zusammenarbeiten, legen wir zudem offen, was wir verdienen, in Prozent und Franken. Die Entschädigung ist übrigens stark reguliert. Es ist nicht so, dass einzelne Versicherungsgesellschaften deutlich mehr bezahlen und uns so monetär steuern können. Wir müssen unabhängig arbeiten, darauf beruht unsere Daseinsberechtigung.
Nehmen Sie jeden Kunden?
Wenn jemand anruft, schauen wir uns die Situation an. Bei uns braucht ein Betrieb eine gewisse Grösse, damit wir kostendeckend für ihn arbeiten können. Dabei ist die Lohnsumme eines Unternehmens relevant. Ein Gastronomiebetrieb muss etwa 30 Mitarbeiter haben, damit die Erträge ausreichen, um die von uns bereitgestellten Dienstleistungen zu finanzieren. Allerdings gibt es viele Broker, die sich auf kleinere Betriebe spezialisiert haben und gute Arbeit leisten. Jeder findet einen Versicherungsbroker, wenn er einen sucht.
Wieso sollte ein Gastronom die Dienste eines Brokers in Anspruch nehmen?
Es gibt für ihn keine schlauere Lösung. Wir sind darin geübt, die geeigneten Produkte zu finden, kennen den Markt besser als er. Nach einer Beratung hat ein Kunde tiefere Prämien und eine bessere Leistung, in jedem Fall.
Wie gehen Sie vor?
Wir schauen immer das gesamte Portfolio an, lassen keinen Stein auf dem anderen. Der wiederkehrende Prozess des Hinterfragens ist wichtig. Der Versicherungsmarkt ist sehr dynamisch. Ist ein Betrieb seit zehn Jahren beim gleichen Versicherer, ist vielleicht eine gute persönliche Beziehung entstanden, seine Versicherungsprodukte sind aber ganz sicher längst überholt. Wir analysieren auch bei bestehenden Kunden spätestens nach drei Jahren die Situation von Grund auf neu und nehmen wo möglich Verbesserungen vor.
Sie fungieren als eine Art Treuhänder, sagen Sie.
Eine Versicherung ist schnell abgeschlossen. Danach verwalten wir die Verträge und begleiten unsere Kunden administrativ und im Schadensfall. Wir sehen uns als Verwalter und Begleiter auf längere Sicht. In der Regel meldet der Kunde seine Schäden an uns, wir kümmern uns um den Rest, schauen etwa, dass alle Unterlagen da sind oder die Taggeldabrechnung stimmt. Unsere Aufgabe ist es, den Kunden, aber auch die Versicherungen weitestgehend zu entlasten.