07.11.2024

Neuer Verein setzt sich für Beizen ein

Text: Andreas Bättig – Foto: z. V. g.
Der Verein Pro Beiz will die Schweizer Beizenkultur erhalten. Denn wenn Beizen für immer schliessen, gehen wichtige Treffpunkte verloren, ist Mitgründer und Präsident Flurin Capaul überzeugt.
2020 10 16 DSC9055 2
«Das Wichtigste ist, dass wir Gäste sind.»

Flurin Capaul isst und trinkt gerne in Beizen. Und zwar in solchen mit «Holztäfer, Menage mit Aromat, Menü 1», wie es auf der Website des Vereins Pro Beiz heisst. Doch die klassische Beiz ist vom Aussterben bedroht, fürchtet Capaul. Als in seinem Quartier seine Lieblingsbeiz, das Restaurant Kornhaus am Limmatplatz, schliessen musste, wurde der 45-jährige Zürcher aktiv. Auf Facebook rief er zur Gründungsversammlung des Vereins Pro Beiz auf. «Die Resonanz war enorm», erinnert sich Capaul. «Offenbar hatte ich einen Nerv getroffen.»

Ziel des Vereins ist es, die Schweizer Beizenkultur zu erhalten und zu unterstützen. «Das Wichtigste ist, dass wir Gäste sind. Wir sind keine Gastronomen. Wir sind einfach Leute, die Freude an Beizen haben», sagt Capaul. So verpflichten sich die Vereinsmitglieder, so oft wie möglich in ebensolchen zu essen und zu trinken. Auch ein Verzeichnis soll entstehen, um die vielfältige Beizenlandschaft zu dokumentieren. «Wir wollen den Menschen, die in der Gastronomie arbeiten und die Beizen am Laufen halten, unsere Wertschätzung zeigen», sagt Capaul. Geplant ist auch ein Preis für die Beiz des Jahres (die nicht Mitglied von Pro Beiz sein darf).

Lieber Poké Bowl als Schnitzel-Küche
Dass es einen solchen Verein überhaupt braucht, hat laut Capaul verschiedene Gründe. So habe es die «traditionelle Schnitzelküche» gegenüber der Take-away-Kultur und internationalen Angeboten wie Poké Bowls schwer. «Der Trend geht zur leichteren Küche.» Die traditionellen Schweizer Gerichte würden heute oft als zu kalorienreich gelten. «Hier braucht es eine kreative Neuinterpretation, die auch leichtere Gerichte anbietet», sagt Capaul. Eine Chance sieht er auch in der Regionalität und Spezialisierung von Schweizer Spezialitäten. «Ich will nicht überall Rösti mit Bratwurst. In einer Berner Beiz reicht es, wenn zum Beispiel eine klassische Berner Rösti ohne Bratwurst auf der Karte steht.» So könnten sich die Beizen ein klares Profil geben und mit Originalität überzeugen. Natürlich sei der Personalmangel in der Gastronomie auch für die Beizen ein schwieriges Thema.

Capaul ist überzeugt, dass mit der Schliessung von Beizen oft ein wichtiger Treffpunkt im Quartier verloren geht. «Orte der Begegnung und des spontanen Austauschs», wie er sagt. «Wo gehe ich hin, wenn ich etwas zu besprechen habe? Dann gehe ich zu uns in die Beiz, in der ich weiss, dass es ein paar Tische gibt, die nicht vergeben sind, und in der ich sogar etwas essen kann.» Zurzeit zählt der Verein rund 25 Gründungsmitglieder. Capaul hofft, dass sich in Zukunft noch viele weitere Liebhaberinnen und Liebhaber für die traditionelle Schweizer Beiz einsetzen: «Auch mit vielen Besuchen in vielen guten Beizen.»

Weitere Informationen zum Verein gibt es auf dessen Website.
pro-beiz.ch