«Müde macht mich, wenn ich gebremst werde. Wenn ich mich frei fühle, bin ich ruhig.»
Wir haben Sie im Salz & Pfeffer vor fünf Jahren schon einmal vorgestellt – als Souschef im Josef im Rahmen der Serie Junge Talente. Damals verrieten Sie uns Ihren Zukunftsplan: sich bei verschiedenen Spitzenköchen in Praktika weiterzubilden. Was ist denn seither tatsächlich passiert?
David Heimer: Ich machte das. Damals merkte ich, dass ich noch auf viel Potenzial sitze und weitere Erfahrungen sammeln muss, auch ausserhalb von Zürich. Ich bewarb mich bei Daniel Humm im Eleven Madison Park in New York und bekam eine Zusage – allerdings erst für ein Jahr später. Für die Zeit dazwischen klopfte ich in meiner Heimat bei Magnus Nilsson im Fäviken an, und auch das klappte.
Ausgerechnet diese beiden Köche nannten Sie im letzten Interview Ihre Vorbilder.
Und das sind sie bis heute – obwohl ich am Ende gar nicht bei Humm war. Mir gefiel es im Fäviken so gut, dass ich beschloss, länger zu bleiben. Ich war zudem an einem Punkt, an dem das Privatleben mal wieder zum Zug kommen sollte – meine Frau und ich unternahmen deshalb eine lange Hochzeitsreise durch die USA und Kanada. Wohin es nachher gehen sollte, war offen. Als mich Marius Frehner anrief und fragte, ob ich die Küche in seinem neuen Restaurant Wermut übernehmen wollte, war der Fall klar.
Inzwischen sind Sie zurück im Josef, allerdings als Küchenchef. Wie läuft es?
Seit ein paar Monaten finde ich, dass wir als Mannschaft richtig gut aufgestellt sind. Aber es brauchte im ersten Jahr einen gewissen Austausch in der Küche.
Warum?
Ich glaube, es gibt zwei Arten von Köchen: die passionierten Profis, die das Kochen wirklich lieben, und jene, die den Beruf vor allem ergriffen haben, weil sie Fan vom Lifestyle sind, den sie damit verbinden. Die haben das Handwerk aber nicht unbedingt im Griff. Inzwischen stehen in meiner Küche nur noch Leute, die auch wirklich hier sein wollen.
Besonders wichtig: Ihr Souschef Lukas Zehnder.
Unbedingt. Er ist seit Sommer 2020 hier an meiner Seite. Wir kennen uns schon länger, ergänzen uns optimal und arbeiten auf Augenhöhe. Lukas ist mindestens so gut wie ich – wenn nicht sogar besser.
Wie meinen Sie das?
Er kompensiert meine Schwachpunkte. Zum Beispiel spricht er sehr gut Deutsch und kann sich erklären. Er kann mich besser ausdrücken als ich selbst – nicht nur auf Deutsch. Er versteht meine Gedanken und kann diese transportieren, er ist stark in der Kommunikation und im Umgang mit Leuten. Und er ist sehr organisiert. Wobei ich sagen muss: Den strukturierten Part, wie ihn Lukas heute spielt, habe ich in anderen Konstellationen auch schon übernommen.
Das ist spannend.
Ja, im Fäviken zum Beispiel war ich es, der für Ordnung sorgte und einfach umgesetzt hat. Jetzt, im Josef, bin ich der kreative Kopf. Ich kümmere mich zwar um die strategische Planung, aber den Alltag, die Organisation im Kleinen übernimmt Lukas. Er hält mir den Rücken frei, ich brauche ihn.
Im Gegenzug nennt er Sie eine schier unendliche Quelle der Ideen, die er manchmal kanalisieren müsse.
In mir steckt definitiv sehr viel Energie, die irgendwo raus will. Ich bin sehr extrem – in allem, was ich tue.
Konkret?
Ich liebe die Geschwindigkeit; auf dem Töff, auf dem Snowboard. Ich bin ein Adrenalinjunkie, war das auch schon immer. Und es reicht mir nie. Ich bin konstant damit beschäftigt, dass es weitergeht.
Ist das nicht ermüdend?
Für mich eben nicht. Mir gibt das Energie. Müde macht mich hingegen, wenn ich gebremst werde. Wenn ich mich frei fühle, bin ich ruhig.