«Wir sind so ein gutes Team!»
Woher, fragt man sich unweigerlich, nimmt diese Frau bloss diese unbändige Energie? Dann schaut man Elif Oskan eine Weile zu, wie sie kraftvoll und gelassen eine Ladung Kichererbsen in der Schüssel rührt und den Schwung auch dann nicht verliert, wenn sie mit den Kollegen ein paar Worte wechselt. Vermutlich ist die Antwort am Ende simpel: Oskan ist am richtigen Platz, macht genau das, was sie liebt, mit Menschen, die sie mag – und schöpft daraus eine enorme Kraft.
Im Januar 2019 eröffnete das Gül in Zürich; seither brummt der Laden. «Es war ein intensives, durchwegs positives Jahr», sagt Oskan. Dass nun die entscheidende Phase folgt, in der sich zeigt, ob das Konzept über die anfängliche Neugier des Publikums hinaus bestehen kann, ist der 30-Jährigen bewusst. Nach dem Dessertcatering Miss Marshall und dem bayrischen Neowirtshaus Rosi ist das Gül bereits das dritte Projekt, das sie gemeinsam mit ihrem Freund Markus Stöckle sowie jeweils weiteren Partnern stemmt.
Eine Premiere ist indes der Bezug zu ihren türkischen Wurzeln: Das Gül ist nicht nur eine Hommage an die Heimat ihrer Eltern, sondern auch an diese selbst. Oskans Vater trifft man im Lokal fast immer an, ihre Mutter steuert aus der heimischen Küche regelmässig Eingemachtes bei – und teilt nicht zuletzt ihren kulinarischen Erfahrungsschatz. Denn was Oskan und ihr Team im Gül zubereiten, ist viel mehr als Döner Kebab. Türkisch für Fortgeschrittene, quasi. Oder wer, bitteschön, weiss, dass Lachs in der anatolischen Küche eine durchaus wichtige Rolle spielt? Und Dill?
Genug Raum, um ein Stück türkische Kultur und Kulinarik gebührend zu vermitteln, ist im Gül vorhanden: Der offene Pass gewährt Einblick ins Schaffen der Köche, das lodernde Feuer im Holzofen sorgt für Wärme und Wohlbehagen. Der Gast ist Teil des Geschehens, die Stimmung unter den Mitarbeitern familiär. Oskan schätzt sich im Hinblick auf die Tücken der Personalrekrutierung glücklich: «Wir sind so ein gutes Team!» Eins, das es Oskan und Stöckle sogar ermöglicht, in Kürze eine fünfwöchige Urlaubsreise anzutreten. Es geht nach Japan, Australien und Singapur. «Alle helfen mit, damit wir das machen können», sagt die Chefin und strahlt. Und so bleibt auch am Ende eine Frage: Was kommt nach derart viel Inspiration wohl als Nächstes?
Gül Restoran
Tellstrasse 22
8004 Zürich
044 431 90 90
guel.ch