In Thayngen, direkt an der Landesgrenze, steht ein Stück Schweizer Industriegeschichte. Im Jahr 1907 bezog die Knorr Nahrungsmittel AG die Räumlichkeiten einer ehemaligen Schuhfabrik und begann, Suppen sowie Saucen für den helvetischen Markt herzustellen. Heute, über 100 Jahre später, ist das immer noch so. Oder besser gesagt: wieder.
Irgendwann im letzten Jahrhundert wurde die Firma Knorr Teil des englischen, auf Verbrauchsgüter spezialisierten Unternehmens Unilever. Dieses wiederum bündelte seine überall verstreuten Produktionsstätten für Lebensmittel sukzessive in den Niederlanden. Auch die Fabrik in Thayngen, in der damals Suppen und Saucen für Länder in ganz Europa hergestellt wurden, sollte der Restrukturierung zum Opfer fallen. Zum Glück kam es anders. Seit 117 Jahren produzieren rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigenständige Rezepturen ausschliesslich für den Schweizer Markt, oft mit einheimischen Produkten. Auf die Sonderstellung der Fabrik innerhalb des Weltkonzerns ist man durchaus stolz.
Eine entscheidende Rolle im Erfolgskonzept spielt das ebenfalls auf dem Fabrikgelände liegende Chefmanship Centre. In dem 2022 rundum modernisierten Schulungs und Kompetenzzentrum finden sich unter anderem eine Kreativ-Lounge, eine grosse Schulungsküche, ein Bistro sowie Seminarräume. Es ist das Reich von Andreas Williner und seinem Team. «Grob erklärt, sind wir das Bindeglied zwischen Produktion, Marketing, Verkauf und Gastronomie», sagt er. Der 43-Jährige und sein Team sind die erste Anlaufstelle, wenn die Entwicklungsabteilung eine kochspezifische Frage hat oder das Produkt eines Mitbewerbers analysiert werden soll. Mehrere 100 Degustationen absolvieren die vier Profiköche des Zentrums pro Jahr. Dabei bringen sie Erfahrungen aus ganz unterschiedlichen Sparten der Gastronomie mit: vom Diät bis zum Gourmetkoch.