«Wir haben grossen Respekt vor dem Erbe, das wir angetreten haben.»
Letzten Herbst feierten Sie als Co-Leitung von Food Zurich Premiere. Wie wars?
Violanta von Salis: Es war toll! Dazu haben verschiedene Faktoren beigetragen; das Wetterglück zum Beispiel, vor allem aber das bestehende Team, auf das wir uns verlassen konnten. Da war schon sehr viel Know-how und Wissen vorhanden. Zudem übernahmen wir ein Festival, das gut aufgestellt ist, einen hohen Bekanntheitsgrad geniesst und viel Wohlwollen erfährt. Was uns besonders gefreut hat: So viele Gastronomen und Gastronominnen wie 2023 hatten sich noch nie an Food Zurich beteiligt. Das ist grossartig, zumal wir sehen, wie gross der Aufwand dafür ist. Wir halten das nicht für selbstverständlich. Gleichzeitig ist es genau dieses Engagement, das Food Zurich ausmacht.
Apropos: Inwiefern haben Sie beide das Festival bereits geprägt?
Von Salis: Grundsätzlich wollten wir beide zuerst einmal alles kennenlernen und herausfinden, wie es läuft. Wir haben grossen Respekt vor dem Erbe, das wir angetreten haben. Aber ich finde schon, dass man Nicole rasch herausspüren konnte: Mit ihrer Sprache, ihrer frischen und lebendigen Erzählweise hat sie der Kommunikation ihren Stempel aufgedrückt.
Nicole Giger: Und Violanta hat sich inhaltlich eingebracht: Ohne sie stünde Foodwaste am Festival weniger im Fokus. 2023 führten wir das Foodsave Bankett erstmals im Festivalzentrum an der Europaallee durch – und dieses Jahr rücken wir das Thema mit einem ganzen Foodsave Day noch stärker ins Rampenlicht.
Von Salis: Das ist mir ein grosses Anliegen. Denn genau für solche Themen ist das Festival eine grossartige Plattform.
Warum?
Von Salis: Ein entscheidender Vorteil ist, dass wir mit Food Zurich aus der Bubble von Menschen, die sich ohnehin mit Ernährungs- und Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen, herauskommen. Am Standort Europaallee mit seinen Pendlerströmen bewegen wir uns im öffentlichen Raum und haben die Chance, auch Personen anzusprechen, die uns nicht bewusst besuchen. Wie viel der Botschaft am Ende hängen bleibt, lässt sich allerdings natürlich nicht sagen.
Giger: Ich sehe zwei Möglichkeiten: Entweder gestalten wir das Format niederschwellig und holen viele Leute damit ab, oder aber wir legen die Einstiegshürde höher und punkten dafür mit spezifischeren Inhalten. Wir haben uns für ein breites Publikum entschieden – und sind dafür am einen oder anderen Punkt nicht ganz so idealistisch.
Was ist die Quintessenz, die das Publikum aber doch verstehen sollte?
Giger: Dass sich unser Festival der kulinarischen Zukunft widmet. Es geht dabei um eine zukunftsfähige Ernährung von morgen, die zum Wohl von Mensch, Tier und Umwelt ist und den Genuss mit einem bewussten Konsum und Verantwortungsbewusstsein zusammenbringt. Das unterscheidet uns von einem Streetfood-Festival und ist unsere eigentliche Daseinsberechtigung.
Und wie sieht sie denn nun aus, die kulinari- sche Zukunft von Zürich?
Giger: Sie schmeckt gut, ist sicher relativ fleischarm und saisonal ausgerichtet sowie lokal orientiert.
Das gilt aber nicht nur für die Stadt.
Von Salis: Absolut, aber darüber hinaus erheben wir keinen Anspruch auf Einfluss. Und wir sind generell nicht mit dem Zeigefinger unterwegs, sondern bieten im Rahmen des Festivals einfach viele Möglichkeiten, Neues kennenzulernen. Im Zentrum steht immer der Genuss.
Dieses Jahr wird Food Zurich nicht mehr im Herbst, sondern im Juni stattfinden. Warum?
Von Salis: Das ist das Resultat der Rückmeldungen zahlreicher Akteurinnen und Akteure, die sich das wünschen, weil im September sonst schon viel los ist. Ursprünglich fand das Festival im Sommer statt und wurde dann pandemiebedingt in den September geschoben. Jetzt kehren wir zurück.
Giger: Das ist nicht nur für die Gastronominnen und Gastronomen von Vorteil, die vor der Sommersaison noch etwas frischer sind als danach, sondern auch für unser Team. Die Durchführung im Herbst bedeutete für dieses immer auch, den Sommer durchzuarbeiten.