«Man isst es einfach gern, darüber braucht man nicht zu diskutieren.»
Es ist ein logischer Schritt, die natürliche Konsequenz ihrer Werdegänge: Elif Oskan und Markus Stöckle werden sesshaft. Heute eröffnen sie, zusammen mit dem befreundeten Quereinsteiger und ehemaligen Sommelier Patrick Isler, das Restaurant Rosi. Nach Jahren, in denen die beiden Szenegastronomen vor allem mit Pop-up-Projekten von sich reden machten, haben sie hier im Zürcher Kreis vier ein Zuhause gefunden.
Einem Grossteil des Publikums braucht man Oskan und Stöckle kaum mehr vorzustellen. Für den Rest seis an dieser Stelle zusammengefasst: Elif Oskan (27) ist gelernte Köchin und Patissiere, die Stationen bei Marcus Lindner absolvierte, an der Seite von Nenad Mlinarevic arbeitete, mit Sven Wassmer, unter Christian Nickel, bei Christian Geisler oder Fabian Spiquel. Während ihrer Zeit bei Drei-Sterne-Koch Heston Blumenthal im Londoner The Fat Duck lernte sie Markus Stöckle (28) kennen und lieben. Er amtete im weltberühmten Lokal als Chef de Partie und leitete die Entwicklungsküche. Gemeinsam gründete das Paar 2014 in Zürich das Cateringunternehmen und Dessertkonzept Miss Marshall und partizipierte in der Folge an diversen Pop-ups.
Nun also das eigene erste Restaurant. Mit dem Rosi bescheren Oskan, Stöckle und Isler der Stadt ein «Neo-Wirtshaus», in dem Gerichte auf den Tisch kommen, die von der bayrischen Esskultur sowie jener der angrenzenden Alpenregionen inspiriert sind. «Einfach zeitgenössisch interpretiert», erklärt Oskan. Im Zentrum stehen dabei stets Stöckles Wurzeln: Er wuchs im Allgäu auf einem Bio-Milchbauernhof auf und beschäftigte sich in den vergangenen Jahren stark mit der kulinarischen Historie seiner Heimat. So fliessen nicht zuletzt seine Recherchen über Johann Rottenhöfer, den Haushofmeister und Leibkoch von Märchenkönig Ludwig II., in die Speisekarte des Rosi ein. Auf den Teller kommen beispielsweise ein Backhendl oder ein – O-Ton Oskan – «total geiler» Wurstsalat mit hauchfeinen Lyonerscheiben und Kernöl. Wichtig ist den Gastronomen dabei vor allem, dass das Essen «keine Vorschulung braucht». Bei aller handwerklichen Raffinesse und Komplexität soll der Gast es unbeschwert geniessen und intuitiv verstehen. Ein gutes Beispiel dafür ist einer von Stöckles Klassikern: Spätzle mit Soss. «Das ist ein so souliges, tiefgründiges Gericht», schwärmt Oskan: «Man isst es einfach gern, darüber braucht man nicht zu diskutieren.» Mit dem massiven Aufwand, den Markus allein für die Sauce betreibt, darf sich der Gast im Rosi zwar gern aufhalten – er muss es aber nicht. Genauso wenig wie teilen: Auf der Karte stehen zwar kleine Gerichte, die sich dafür prima eignen, es ist aber auch völlig okay, individuell zu bestellen. «Ich kenne das selbst: Gewisse Sachen will ich für mich allein», so Oskan schmunzelnd.