«Für mich ist Wein das Tor zu einer Vielzahl an Wissensgebieten.»
«Ich war auf der Stelle fasziniert, in welcher Weise Sommeliers und ihre Gäste Meinungen und Ideen zu Wein ausgetauscht haben», erinnert sich Réza Nahaboo an seine ersten Arbeitserfahrungen als Teenager in Ausbildung zum Restaurantfachmann. Doch viel interessanter war für den in La Réunion geborenen und in Mauritius, Frankreich und England aufgewachsenen Nahaboo das breite Themenspektrum, das den Rebensaft umrankt. «Die Gesprächsinhalte waren nicht nur auf die Materie Wein beschränkt. Eine ganze Palette an Aspekten wie Geschichte, Soziologie, Klimabedingungen, Geografie oder auch Politik eröffneten sich mir», sagt der erst 29-Jährige und stellt fest: «Für mich ist Wein das Tor zu einer Vielzahl an Wissensgebieten.» Während seiner gesamten Ausbildung wächst sein Interesse und seine Faszination für die weissen und roten Rebensäfte und die damit verbundene Kultur. Daher perfektioniert er seine Passion in der Ausbildung zum Sommelier am Institut des Metiers et des Techniques (IMT) in Grenoble.
Ende Oktober wurde Réza Nahaboo zum «Besten Sommelier der Schweiz ASSP 2016» ausgezeichnet. Für die Vorbereitung auf den alle zwei Jahre stattfindenden Wettbewerb hat er seine Nase nicht ausschliesslich in Weingläser, sondern in Bücher und Fachlektüre gesteckt. «Ich habe hart dafür gearbeitet und viel gelesen», sagt Nahaboo und freut sich über diese Errungenschaft, die ihm nach den Dritt- und Zweitplatzierungen im vierten Anlauf zuteil geworden ist. Nun wandelt er auf den Spuren seines Vorbildes Paolo Basso, der 1997 zum besten Schweizer und 2013 zum weltbesten Sommelier gekürt wurde. «Ich habe Paolo Basso einige Male getroffen. Neben seinem grossen Erfahrungs- und Wissensreichtum und trotz aller seiner Erfolge ist er ein sehr bescheidener, generöser, zugänglicher und cooler Mensch geblieben», zeigt Nahaboo sich von dieser Leitfigur inspiriert.
Nach Stationen in der Hostellerie du Pas de L’Ours, im Grand Hotel Suisse Majestic, im Four Seasons des Bergues oder im Restaurant Les Alpes hat Réza Nahaboo seit beinahe zwei Jahren die Möglichkeit, in der Umsetzung seiner beruflichen Leidenschaft aus dem Vollen zu schöpfen. Im Hotel Royal Savoy Lausanne, das 2015 nach umfassenden Renovierungsarbeiten mit 196 Zimmer und Suiten, Konferenzräumen, Ballsaal und 1500 Quadratmetern Spa- und Wellnessbereich neu eröffnet wurde, zeichnet er einerseits für die Zusammensetzung, Organisation und Verwaltung aller edlen nationalen wie internationalen Tropfen verantwortlich und wartet den «Korridor der Sinne». Über diesen erreicht man die Brasserie du Royal des Lausanner Fünf-Sterne-Hotels. Acht am Boden angebrachte Fliesen-Mosaike lenken die Gästeblicke auf die regionale Traubenvielfalt des Kantons Waadt. «Ich liebe Schweizer Wein und glaube, dass auch den Konsumenten dessen Qualität mehr und mehr bewusst wird», ist er überzeugt.
Andererseits ist Nahaboo mit der Zusammenstellung der Getränkekarte betraut, berät als Serviceleiter zu 420 Weinselektionen und befindet sich zur Abstimmung extravaganter Menü- und Weinkompositionen in stetigem Austausch mit weiteren Hotel-Persönlichkeiten wie Chefkoch Julien Krauss und Brasserie-Chef Adam Bentalha. Zudem vertraut das Fünf-Sterne-Hotel auf den elsässischen und seit 50 Jahren mit drei Michelin-Sternen prämierten Koch und Signature Chef der Brasserie du Royal Marc Haeberlin.
«Ein guter Wein ruft eine emotionale Antwort hervor und erfasst die Besonderheiten, das Wesen eines Terroirs», sagt Nahaboo, der davon träumt, die Kenntnisse rund um Wein als Lehrperson vermitteln zu dürfen. «Ich möchte mein Wissen und meine Erfahrungen weitergeben. Er will andere an diesem «wunderbaren, facettenreichen» Produkt in seiner weiteren Laufbahn teilhaben lassen. Von einem eigenen Weinberg träumt er nicht – denn das sei nicht sein Metier.