«Fakt ist, dass wir bereits relativ viel Schokoladenprodukte verkaufen, und ich glaube, auf diesem Gebiet liegt noch einiges brach.»
Im Oktober eröffnen Sie im Zürcher Niederdorf ein auf Tafelschokolade spezialisiertes Geschäft. Wie kamen Sie dazu?
Heini Schwarzenbach: Eigentlich entstand die Idee aus Platzmangel. Wir hatten bei uns im Laden keinen Platz für ein grösseres Schokoladenangebot. Nach einigem Hin und Her beschlossen wir, unser Café dementsprechend umzubauen.
Sie opfern also die Gastronomie?
Ich brachte es nicht übers Herz, den Kaffee ganz zu streichen.
Wie lautet das Konzept?
Es wird keine Pralinen und keine Confiserie geben, sondern ausschliesslich Tafelschokolade und Trinkschokolade. Es existieren in der Schweiz und im nahen Ausland viele spannende Kleinproduzenten, die nach dem Prinzip «bean to bar» von der Kakaobohne bis zur Tafel beste Schokoladen herstellen. Die wollen wir zeigen. Ich rechne mit etwa 25 bis 35 Herstellern und vielleicht 120 bis 150 verschiedenen Produkten. Man wird bei uns aber weiterhin auch einen Kaffee oder eine heisse Schokolade trinken können. Tee allerdings ist im neuen Angebot leider nicht mehr vorgesehen.
Sie sind ins Zürcher Start-up La Flor, das Schokolade herstellt, involviert.
Und das ist wohl auch der Grund, wieso ich stärker ins Thema hineingerutscht bin. Fakt ist, dass wir bereits heute relativ viel Schokoladenprodukte verkaufen, und ich glaube, dass auf diesem Gebiet noch einiges brach liegt.
Erzählen Sie.
Für uns sind Produkte spannend, die über eine grosse Aromavielfalt verfügen. Zum Beispiel Kaffee, Tee, aber auch Gewürze oder eben Schokolade, die zwischen 600 und 1000 Aromastoffe beinhaltet. Das macht das Thema so vielfältig. Eine Erdbeere verfügt über 300 Aromastoffe und ist entweder gut oder eben nicht. Bei der Schokolade kommt es auf alle Beteiligten an, vom Produzenten über den Verarbeiter bis zum Verkäufer, ob sie schmeckt.
Was ist die Grundidee von La Flor?
Wir wollten zum Ursprung gehen und den Kakao direkt einkaufen. So wissen wir, was wir zahlen und was dort auch ankommt. Gleichzeitig sind wir hartnäckig in der Qualität, sagen also: Wir können nur eine gute Schokolade machen, wenn wir ein hochwertiges Grundprodukt haben. Und nur dann können wir den Kakaobauern den doppelten oder den dreifachen Preis bezahlen. So ist es gut für uns und für den Produzenten.
Ihr Kolonialwarengeschäft ist über 150 Jahre alt. Wo hat es heute seinen Platz?
Spezialitäten haben immer einen Platz. Klar, es ist eine Herausforderung geworden. Wir arbeiten mit ausländischen Produkten, in einer Welt, die von der Erreichbarkeit immer kleiner wird. Gleichzeitig entdecken wir unsere eigene kulinarische Identität wieder neu. Es bleibt also spannend. Wir sind immer noch mit «Kolonialwaren» angeschrieben, das ist zurzeit etwas schwierig. Mein Ururgrossvater verkaufte zu 90 Prozent Produkte, die aus der Gegend stammten. Aber er führte auch Gewürze und Spezialitäten, die von weiter her kamen.
Wie ist das Verhältnis heute?
Rund zwei Drittel unserer Produkte stammen aus dem Ausland, einen grossen Anteil daran hat natürlich der Kaffee.
Wie stehts mit regionalen Spezialitäten?
Auch da sind wir immer auf der Suche. Neu haben wir zum Beispiel Mohnsamen von einem Bauern aus dem Emmental, meiner Meinung nach der einzige in der Schweiz mit einer nennenswerten Produktionsmenge. Das finde ich spannend und muss man unterstützen.