«Es hat sofort Klick gemacht.»
«Du sollst nicht mit dem Essen spielen!» Diesen Satz haben wir wohl alle schon zu hören bekommen oder Kinder damit gemassregelt. Doch eben dieses Verpönte ist das Credo des Fooddesigners Reto Gassler. «Meine Leidenschaft und mein Beruf ist es, einzigartige und ganzheitliche Esserlebnisse zu schaffen», sagt der gelernte Koch. «Spielen gehört dazu.»
Was das bedeutet, beschreibt Gassler so: «Essen ist für mich mehr als Nahrung. Ich will damit die Sinne anregen, mit Geschmäckern und Gerüchen, mit Konsistenzen und Farben experimentieren.» Dabei beschränkt er sich nicht auf die Präsentation der Speisen. Gasslers Foodkonzepte sind ganzheitlich gedacht. Besonderen Wert legt er auf Nachhaltigkeit: «Wir sind ursprünglich Jäger und Sammlerinnen, aber wir haben vergessen, was das bedeutet. Viele meiner Arbeiten beschäftigen sich mit der Frage, woher unser Essen kommt», so der 30-Jährige.
Häppchen auf Armierungseisen
Wie der Fooddesigner das konkret umsetzt, zeigte er kürzlich an einem interaktiven Apéro an der Hochschule Luzern. Thema: Food in the City – Szenarien für die Stadt von morgen. Gassler beschäftigte sich in diesem Rahmen damit, woher wir als Gesellschaft kommen und wie sich die Ernährung in den Städten unserer Zukunft verändern wird. Statt fertige Häppchen in den Mund zu schieben, legten die Gäste selbst Hand an und ernteten ihr Essen etwa von Armierungseisen. Aus Resten anderer Gerichte hatte Gassler Burger-Patties kreiert. Diese mussten die Gäste vor einem Spiegel konsumieren, um zu sehen, wer für den ganzen Foodwaste verantwortlich ist. Fermentiertes Gemüse und Insektenzucht dienten ausserdem als Beispiele für alternative Proteinquellen.
Bevor Gassler Fooddesigner wurde, hatte er jahrelang als Koch in verschiedenen Betrieben in der ganzen Schweiz gearbeitet. «Irgendwann musste ich entscheiden, was ich beruflich machen will», erinnert er sich. Durch Zufall sei er auf den Universitätslehrgang Food & Design an der New Design University im österreichischen St. Pölten gestossen (siehe Kasten). «Es hat sofort Klick gemacht. Ich wusste, dass das perfekt zu mir passt», sagt Gassler. Ihm sei in der Küche die Ästhetik beim Anrichten schon immer wichtig gewesen. «Damals ahnte ich noch nicht, dass Fooddesign so viel mehr ist.»