«Es ist in Ordnung, den Anlass irritierend zu finden.»
Es klingt nach einem vielversprechenden Abend, wenn Steinbeisser die Starköchinnen Zizi Hattab und Karime López in die idyllischen Merian Gärten von Basel einlädt. Wem Steinbeisser, gegründet von Jouw Wijnsma and Martin Kullik ein Begriff ist, der weiss allerdings, dass an diesem Event im September nicht einfach nur klassisches Fine Dining wartet. Steinbeisser ist bekannt für seine experimentelle Gastronomie, die den Gästen ein neues und spezielles Erlebnis bieten soll. Konkret heisst das dieses Mal: Während die beiden Köchinnen für ein pflanzenbasiertes Menü aus biologischen Regionalprodukten sorgen, werden das Besteck und das Geschirr auf verspielte Weise von Künstlerinnen und Künstlern neu interpretiert. So spielt Steinbeisser mit der Idee des klassischen Fine Dinings, denn obwohl das Essen höchsten Anforderungen genügt, gestaltet sich der Event alles andere als vorhersehbar.
«Die Chefs sind im Vorfeld gefordert, aus pflanzlichen und saisonalen Zutaten zu kochen», so Kullik. «Und die Künstler und Künstlerinnen erschaffen ausgefallenes Besteck, Geschirr und Gläser für den Anlass. Die Gäste ihrerseits müssen am Abend selbst gezwungenermassen innehalten sowie bewusster und langsamer essen und trinken.» Abschüssige Steinteller, zu grosse Löffel, fünfzinkige Gabeln und vergoldete Zangen sind nur einige Beispiele für das experimentelle Besteck, mit dem sich die Gäste an den bisherigen Steinbeisser-Events in Berlin, Frankfurt, Amsterdam und Basel konfrontiert sahen. Kullik erzählt: «Viele Gäste verstehen unser Konzept sofort und kommen immer wieder.» Für andere Gäste ist eine solche Veranstaltung indes zu weit weg von ihrer Vorstellung eines Abendessens. «Einige Gäste fühlen sich provoziert oder werden frustriert», bestätigt Kullik. «Wir probieren, so gut es geht, jeden bei Laune zu halten. Aber es ist in Ordnung, den Anlass irritierend zu finden.»