Die exzellenten Weine sind teuer, die preiswerten bedauerlich, ein frisch gepresster Wassermelonensaft kommt wie gerufen.
Wäre der Mann in Spanien geblieben, hätte er längst einen Stern und gälte als Koryphäe unter allerdings vielen ebenso renommierten Kollegen. Ausgewandert auf die Philippinen, muss er zwar ohne offizielle Michelin-Wertung auskommen, aber kaum Konkurrenz fürchten. Doch der eigentliche Grund, den Umzug zu wagen, war ein anderer. «Ich bin fasziniert von Asien», sagt Jose Luis «Chele» Gonzalez, Küchenchef und Co-Patron des Restaurants Gallery Vask. Erst von Schanghai, dann von Thailand, zunächst des Urlaubs halber, immer wieder aufs Neue, später beruflich.
Schliesslich wurde es jenes Land, das sich kulturell deutlich von den Nachbarn unterscheidet. Bangkok sei gut, um dort ein paar Wochen zu verbringen, sagt der Chef, aber um zu leben, ziehe er Manila vor. Die spanischen Traditionen sind schliesslich noch allgegenwärtig, die Vergangenheit als US-amerikanische Kolonie macht sich in vorzüglichen englischen Sprachkenntnissen bemerkbar. Und Potenzial für weitere kulinarische Entwicklung ist ohnehin vorhanden in dem 7000-Insel-Staat.
Gemälde mit Klimaanlage
Sähe die kulinarische Zukunft Manilas so aus wie im oberen Teil des Gallery Vask, in der eigentlichen Galerie im zwölften Stock, müsste man sie cool nennen. Und kühl. Ein bisschen allzu kühl, um genau zu sein. Nüchterne Bilder hängen an den Wänden, eine Köchin schabt Späne vom gefrorenen Kalamansiblock. Mit Thunfischwürfeln vermischt, mit einer Art Tiger Milk angereichert, die dem Rauch von Tamarindenholz ausgesetzt war, wird das Granité zum ersten Gang, und schnell fühlt man sich wie am Nordpol.
Der dazu gereichte Drink, ebenfalls eiskalt, ist eher nett gemeint als spektakulär, aber mit den Getränken ist es so eine Sache im Gallery Vask und auf den Philippinen: Die exzellenten Weine sind teuer, die preiswerten bedauerlich, ein frisch gepresster Wassermelonensaft kommt wie gerufen. Man lernt hier, mit wenig Alkohol auszukommen. Und mit wenig Wärme.
Im Restaurant, sieben Stockwerke tiefer, ist es auch eher frisch. Doch irgendwann im Laufe der Menü-Zeremonie bittet man einen hinaus in die ortsübliche Wärme auf die mit Kräuterbeeten geschmückte Terrasse, schneidet ihm vom asiatischen Koriander auf die Hand, lässt probieren. Man darf einen Moment entspannen und den Blick über die Stadt geniessen, bevor es weitergeht, Schlag auf Schlag. Gang um Gang kommt aus der offenen Küche, wird nett erklärt.
Die angeflämmte und im Nu vertilgte Banane am Stiel schmeckt eher belanglos, bleibt eine Ausnahme, zeigt aber die Intentionen des Chefs, die Begeisterung für indigene Zutaten. «Ich bin viel auf den Philippinen gereist, habe mit den Produzenten gesprochen», sagt Chele Gonzalez, der im ersten Leben Marketing studierte und noch heute einiges versteht von der Werbung. Spanische Stars wie Elena Arzak oder Andoni Luis Aduriz holt er gern zum mehrhändigen Kochen nach Manila, auch sein Mentor war schon da. Josean Alija bekocht das Nerua im Guggenheim-Museum von Bilbao, das ebenfalls ein Konzeptrestaurant ist.