«Zu denken, alles werde wieder wie früher, ist ein Irrglaube.»
Zwei Wochen nachdem der Bundesrat Mitte Februar das Ende der Homeoffice-Pflicht verkündet hatte, verkaufte das Personalrestaurant K1 am Hauptsitz der Swiss Re in Zürich rund 600 Mittagessen pro Tag. Zum ersten Mal, muss man sagen, denn die Lokalität wurde zu Beginn der Pandemie fertig umgebaut und konnte den Betrieb seither gar nie in vollem Masse aufnehmen. Mittelfristig rechnet Gastronomieleiterin Johanna Altenberger im Selbstbedienungsrestaurant mit einer Frequenz von täglich zwischen 600 und 900 Mittagessen und sagt gleichzeitig: «Zu denken, alles werde wieder wie früher, ist ein Irrglaube.»
Mit dem vorläufigen Ende der Pandemie-Massnahmen endete für die Betreiberinnen und Betreiber von Personalkantinen ein zwei Jahre dauernder Albtraum. So brach bei der Genossenschaft ZVF-Unternehmungen 2020 der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um über 48 Prozent ein. Davon betroffen waren in erster Linie das Eventbusiness sowie aufgrund der Homeoffice-Pflicht die gesamte Gastronomie im Bürosektor. Wenig besser erging es dem Grosscaterer Eldora – sein Umsatzrückgang betrug in der gleichen Periode 40 Prozent. Zahlen für 2021 waren bis Redaktionsschluss noch keine bekannt.
Es gab indes auch Lichtblicke. So eröffnete Eldora 2021 sechs neue Betriebe (und schloss nur deren zwei). Bei den ZFV-Unternehmungen blieb die Anzahl Mensen und Personalrestaurants konstant, derweil die SV Group während der Pandemie zwar einige Lokale schliessen musste, aber auch zahlreiche neue Restaurants eröffnen konnte. Aktuell betreibt sie 550 Personalrestaurants und Schulmensen, davon 300 in der Schweiz.
Trotzdem haben die letzten zwei Jahre das Geschäft der Personalgastronomie dramatisch verändert. «Die Pandemie war ein regelrechter Brandbeschleuniger für Entwicklungen, die sich bereits seit einigen Jahren angekündigt hatten», sagt Trendforscherin Christine Schäfer vom Gottlieb Duttweiler Institut. Das Konzept Homeoffice, gegen das sich viele Unternehmen lange gesträubt hatten, war von einem Tag auf den anderen nicht nur salonfähig, sondern Pflicht. Die Digitalisierung der Gesellschaft schritt innert Wochen schneller voran als in den zehn Jahren davor, und auch das Bedürfnis nach gesundem, pflanzlichem, kohlenhydrat- oder sonstwasarmem Essen stieg nochmals kräftig, sobald sich die Homeoffice-Tage auch auf der Waage eindrücklich bemerkbar machten.