«Es gibt kaum etwas, was nicht ginge. Aus fast jeder Frucht lässt sich Wein herstellen.»
Im Mittelalter gehörten Fruchtweine zu den beliebtesten Getränken überhaupt. In Skandinavien und Grossbritannien sind sie bis heute eine traditionelle Konservierungsform für überschüssige Gartenfrüchte – und die nordische Alternative zu Traubenwein. Auch in hiesigen Restaurants rücken sie allmählich stärker ins Bewusstsein: In der Wirtschaft im Franz in Zürich zum Beispiel wird zur Schokoladen-Marquise ein Kirschwein von Gut Frederiksdal gereicht; seit einigen Jahren geniesst der dänische Qualitätswein auch hierzulande grössere gastronomische Aufmerksamkeit. Auf der Frederiksdal-Plantage wächst auf 44 Hektaren die Stevnsbaer-Kirsche, die manche Fruchtforscher unbescheiden als eine der besten Kirschen weltweit bezeichnen und ihr gern das Attribut «Traube des Nordens» verleihen. In der Wirtschaft im Franz schätzt man den Kirschwein als gute Alternative zu Süsswein – und plant, das Angebot an Fruchtweinen künftig zu erweitern, etwa mit Sprudelweinen aus Apfel, Quitte oder Birne. «Um mal etwas anderes anstelle des klassischen Cüplis servieren zu können», wie es auf Anfrage heisst.
Ein Schweizer Hersteller, der auch einige Restaurants beliefert, ist Bernhard Zemp. Auf den Fruchtwein kam der Luzerner, weil er auf seinem auf 700 Metern über Meer gelegenen Hof Herzberg in Uffikon lange Zeit hauptsächlich Beerenanbau betrieb. «Die Beerensaison ist ja eher kurz, deshalb suchte ich nach Produkten daraus, die ich das ganze Jahr anbieten kann», erklärt Zemp. 2000 begann er, mit einem externen Produzenten Beeren- und Fruchtweine herzustellen, die er an der Expo.02 präsentieren konnte. Das habe, sagt er, «einen kleinen Boom ausgelöst». Heute ist Zemps Absatz mit 5000 Flaschen kleiner als in den Anfangszeiten, aber eine treue Stammkundschaft schwört nach wie vor auf die Weine, zu denen auch Himbeer-, Erdbeer- oder Holunderblütenvarianten gehören. «Fruchtwein gilt für viele als Spezialität, die sie sich gerne als etwas Aussergewöhnliches gönnen», sagt Zemp. Sein Wein und Schaumwein aus Williamsbirnen gehört zu den erfolgreichsten Herzberg-Produkten. Mit nur sieben Volumenprozent Alkohol und seinem lieblich-süssen Aroma sei er gerade im Sommer zum Apéro beliebt oder bei Konsumenten, die wenig Alkohol trinken. Im Moment tüftelt Zemp an keinen neuen Kreationen, obwohl ihn zum Beispiel ein Heidelbeerwein reizen würde. «Es gibt kaum etwas, was nicht ginge. Aus fast jeder Frucht lässt sich auf irgendeine Art und Weise Wein herstellen.»