«Wer in der Rolle des Kunden steckt, erfährt am eigenen Leib, wie sich dieser fühlt.»
Seit einigen Semestern können die Studenten am Studiengang für Tourismus der Hes-so Wallis das Wahlmodul Service-Design belegen. Sie lernen, wie man eine Dienstleistung bewusst konzipiert oder modifiziert. Nun hat die Schulleitung in Siders beschlossen, den Kurs im Grundstudium obligatorisch zu machen – mit dem erklärten Ziel, durch die fürs Thema sensibilisierten Absolventen die Dienstleistungen im Tourismus «markant» zu verbessern. Zudem übernimmt das Institut Mandate von Betrieben, die eine Dienstleistung mittels Service-Design neu schaffen oder verbessern möchten.
Lassen Sie uns das Grundsätzliche klären: Was genau steckt hinter der Service-Design-Methode?
Emmanuel Fragnière: Tatsächlich gibt es diverse Methoden. Wir setzen auf eine sehr praxisnahe Variante und orientieren uns stark an den Bedürfnissen der Kunden. Wie diese eine Dienstleistung wahrnehmen, ist in der Service-Design-Theorie sehr wichtig. Unsere Methode basiert auf vier Schritten. Wir erfassen die Situation, wir stellen sie schematisch dar, wir erarbeiten in Rollenspielen mit einem professionellen Regisseur Lösungswege und wir implementieren die erarbeitete Lösung in den Betrieb.
Zentraler Punkt ist das Rollenspiel. Warum?
Weil es zu den eigentlichen Ideen und Lösungen führt. Die Interviews, Beobachtungen und Analysen können eine Dienstleistung schon gut visualisieren, was aber noch fehlt, ist das Einfühlungsvermögen der Beteiligten gegenüber dem Kunden. Indem wir den Service auf die Bühne bringen, fördern wir das Verständnis: Wer in der Rolle des Kunden steckt, erfährt am eigenen Leib, wie sich dieser fühlt. Das bringt mehr als blosses Überlegen; es braucht das Setting, die verschiedenen Rollen, den Perspektivenwechsel, die Wiederholung, bis man einen Ansatz findet, der passt. Service- Design ist wie Musik: Man muss üben, damit es gut wird.
Und was hat Service-Design mit dem Alltag in einem Restaurant oder Hotel tatsächlich zu tun?Denken wir an den berühmten Schweizer Hotelier César Ritz, den Erfinder der Luxushotellerie, dem man einige grundlegende Innovationen zuschreibt. Er hatte die Idee, anstelle von Gemeinschaftsbädern private Badewannen in den Zimmern anzubieten. Ritz verstand die Bedürfnisse der Gäste, und durch seine Gabe, die Dinge aus der Sicht der Kunden zu sehen, steigerte er deren Zufriedenheit. Genau darum gehts beim Service- Design: einfach in Bezug auf Dienstleistungen. Wir möchten den Studenten und Akteuren in der Branche Tools auf den Weg geben, um kreativ und innovativ mit Dienstleistungen umzugehen.
Tools?
Wissen Sie: Die grossen Unternehmen der Tourismusindustrie haben eigene Abteilungen fürs Service-Design, in denen sie an ihren Dienstleistungen forschen. Aber touristische Kleinbetriebe brauchen einfache, gut umsetzbare Ansätze, um ihre Leistungen zu verbessern. Da können wir helfen: Unser Institut übernimmt Mandate – zum Teil auch unter Einbezug der Studenten – für Betriebe, die eine konkrete Dienstleistung gestalten möchten, und rüstet die Teilnehmer mit dem Service-Design-Werkzeug aus, das sie künftig brauchen.