Die Wirtin trinkt Weissen und wird aggressiv. Der Wirt trinkt Roten und wird gesellig. Das Wirtebüebli wird Koch und Officer of the British Empire. 1993 schreibt der Foodkritiker Loyd Grossman: «Die Geschichte des Essens in Grossbritannien der letzten 50 Jahre ist eindeutig zweigeteilt – vor Mosimann und nach Mosimann.» Was muss ein Büebli mitbringen, um zu einer solchen Marke zu werden?
Träume haben
Da ist die Corvette des jungen Nidauer Garagisten. Und daneben der Toni, mit offenem Mund. Er träumt früh von tollen Autos. Von einer Kochbuchsammlung. Einem Restaurant, einer Kochschule, einem Schloss. «Bescheidenheit ist eine Zier», schreibt Wilhelm Busch, «doch weiter kommt man ohne ihr.» Zur Marke werden kann, wer sich gross träumt.
Chancen sehen
Mit 16 investiert er sein stattliches Kindervermögen aus dem Kaninchenhandel, 2400 Franken, in sechs Musikautomaten. Mit 19 erwirbt er im Emmental fast ohne Eigenkapital eine Liegenschaft für 280 000 Franken. Mit 28 leitet er die Küche des Dorchester Hotels mit 130 Köchen. Bei Käufen von Wohneigentum werfen Kathrin und Anton jeweils alles in die Waagschale. Zur Marke werden kann, wer Chancen sieht und Risiken eingeht.
Ziele verfolgen
Mit 17 notiert er in sein Tagebuch, er wolle irgendwann ein Kochbuch schreiben. Er kocht sich von Palace zu Palace und holt Renommee und Kompetenzen. Pausenlos belegt er Kurse und Schulungen. In seinem Museum in Le Bouveret hängen 50 Goldmedaillen internationaler kulinarischer Wettbewerbe. Er arbeitet jahrzehntelang zwölf bis 15 Stunden täglich. Erfolg ist Arbeit.
Alles dem Ziel unterordnen
«Wenn du mich heiraten willst», sagt er 1972 zu seiner Verlobten, «dann musst du wissen, dass du in meinem Leben immer die Nummer zwei sein wirst. Meine Karriere wird immer an erster Stelle kommen.» Vier Tage nach der Geburt seines ersten Sohnes fliegt er nach Belgien zur Weiterbildung. Wer zur Marke werden will, wählt einen Partner, der mitzieht.
Zäh bleiben
Als Lehrling weint er sich vor Müdigkeit in den Schlaf. Der Chiropraktiker empfiehlt ihm, mit dem Kochen aufzuhören. Er hört auf mit Schwingen, bleibt aber Koch. 1964 schreibt er in sein Tagebuch: «Als ich an der theoretischen Abschlussprüfung die Personalien aufschreiben musste, schlotterte ich so fest, dass es fast unlesbar war.» Im Dorchester Hotel meistert er fünf turbulente Besitzer- und etwa zehn Direktorenwechsel. Zur Marke werden kann, wer sich allen Widerständen zum Trotz durchbeisst.
In eigener Mission unterwegs sein
Er will die Welt nie verändern, sondern erobern. Er kommt aus einfachen Verhältnissen, aber als Commis für die Hunde seiner Gäste Kalbssteaks herzurichten, das lässt ihn kalt. Für Hippies, Vietnam und Pubertät hat er keine Zeit, den Wertekompass seiner Eltern benutzt er nur privat. Statt der Welt verbessert er lieber sich selber.