«Seit einiger Zeit gibt es auch Neukreationen, die mit grossem Erfolg lanciert wurden.»
Der Metzgergeselle schaut seinem Chef beim Wursten zu und meint schliesslich: «Wenn das rauskommt, was da reinkommt, kommen Sie irgendwo rein, wo Sie nie mehr rauskommen.» Dieser alte Witz erzählt viel über die Vorurteile gegenüber der Wurst. Das Bild, dass in diese nur mindere Fleischteile, Innereien oder Schlachtabfälle kommen, stimmt allerdings längst nicht mehr. Im Gegenteil: Hirnwürste enthalten längst kein Ochsenhirn mehr, und selbst die Berner Zungenwurst sieht zum ersten Mal eine Zunge, wenn man in sie beisst.
Während das Wurstfleisch heute meist von ausgezeichneter Qualität ist und die Metzger überwiegend auf traditionelle Zutaten verzichten, haben sich früher oft verpönte, weil mit allerlei fleischfremden Ingredienzen «gestreckte» Würste in jüngster Zeit zu wahren Spezialitäten entwickelt. In der Schweiz sind es insbesondere Würste, die mit diversen Kohlsorten, Randen oder Kartoffeln veredelt werden, gelegentlich auch mit Brot oder Dörrfrüchten. Jüngeren Datums sind Würste, die Getreide oder gar Käse enthalten.
Zu den ältesten nach wie vor bekannten Würsten gehört die Vielzahl der Blut- und Leberwürste, die heute wie einst bei den Hofschlachtungen frisch hergestellt werden. Da bei diesen Schlachtungen früher oft die ganze Familie, Mägde, Knechte und Nachbarn dabei waren, reichten Blut und Leber allerdings meist nicht aus, um für alle Gäste genug Würste herzustellen. Also begann man, die Fleischmasse zu strecken. In Graubünden etwa mit der Kartoffel. «Pass nur auf, dass deine Würste nicht austreiben», frotzelten die Nachbarn, wenn der Metzger mehr Kartoffeln in die Masse gab als üblich.