Auch viele der aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Einwegverpackungen bieten reichlich Angriffsfläche.
Der Kampf gegen Einweggeschirr aus Plastik ist in vollem Gange, und zwar weltweit. So sind Teller, Becher, Besteck oder Röhrchen aus diesem Material seit Anfang Jahr in der Millionenmetropole Mexiko-Stadt verboten. In der Europäischen Union tritt eine vergleichbare Massnahme im Juli in Kraft. Grund für die Verbote ist die massive Verschmutzung der Flüsse und letztlich der Weltmeere durch Plastikabfall sowie Mikroplastik. In der Schweiz ist man von einem nationalen Verbot zwar noch weit entfernt, allerdings ist der Kampf gegen den Kunststoff in vielen Kantonen und Städten angelaufen – mit direkten Konsequenzen für Take-away-Anbieter und Cateringunternehmen.
In der Stadt Bern darf an bewilligungspflichtigen Events auf öffentlichem Grund nur Pfand- und Mehrweggeschirr verwendet werden. Die Stadt Genf wiederum verbietet seit Anfang 2020 die Abgabe von Einwegplastikgeschirr bei Veranstaltungen und Verkäufen auf öffentlichem Grund. Doch so einfach derartige Gesetze in den Parlamenten eine Mehrheit finden, so kompliziert ist eine Umsetzung, die dem Ziel, ökologisch tatsächlich sinnvolle Alternativen für Einwegplastik zu finden, auch gerecht wird.
Wenig verwunderlich ist Plastik bei Kunststoff Swiss, dem Verband der Schweizer Kunststoffindustrie, nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. «In der Schweiz werden bereits 99,9 Prozent aller Kunststoffabfälle korrekt entsorgt», schreibt Mediensprecherin Verena Jucker. Nur ein Bruchteil der jährlich insgesamt 720000 Tonnen Plastikabfall, die in der Schweiz anfallen, würde in die Umwelt gelangen. «Korrekt entsorgt» bedeutet aber auch, dass jedes Jahr 570000 Tonnen Plastik verbrannt werden. Immerhin wird die Abwärme der Verbrennungsanlagen genutzt.
Aber auch viele der aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Einwegverpackungen bieten reichlich Angriffsfläche. So enthält etwa Bambusgeschirr oft Melaminharz und ist deshalb nicht mehr biologisch abbaubar. Darüber hinaus kann das Harz gesundheitsschädlich sein. Pappbecher oder Kartonschalen wiederum müssen mit einer feinen Schicht Biokunststoff, hergestellt aus Pflanzenstärke, beschichtet werden, um heissen oder flüssigen Speisen standzuhalten. Derart verarbeitete Behältnisse können heute aber nur in wenigen Anlagen kompostiert werden. Das Verbot der EU schliesst Biokunststoff denn auch mit ein, was umstritten ist.
Für Greenpeace Schweiz sind Einwegverpackungen generell ein Irrweg. «Ein Verbot von Wegwerfplastik würde allein nicht viel bringen, denn auch Alternativen aus anderen Materialien verbrauchen unnötig viel Ressourcen und belasten die Umwelt. Wichtig ist, dass Take-away-Anbieter und Hersteller von Einweg- auf Mehrwegverpackungen und -geschirr umsteigen. Nur dies bringt einen richtigen ökologischen Nutzen», sagt Joël Widmer. Wünschenswert, so der Greenpeace-Kommunikationsverantwortliche, wären gute Anreizsysteme für den Umstieg auf Mehrweg.
Für einen Mittelweg plädiert Rainer Renggli von der Firma Gastro Plus AG. Vor drei Jahren gründete er das Label Gastro Green, über das er das Gastgewerbe sowie Eventveranstalter mit plastikfreiem Einweggeschirr beliefert. «Biologisch abbaubar heisst leider noch lange nicht, dass diese Produkte auch entsprechend abgebaut werden», sagt der Innerschweizer. So brauche Bio-Kunststoff länger, bis er verrottet. Das kommt in den heutigen Wiederaufbereitungsanlagen zu teuer. Renggli schlägt deshalb vor, Plastik dort zuzulassen, wo es sinnvoll ist, es aber zu besteuern, um damit den Abbau von Bio-Kunststoff rentabel zu machen.