«Die meisten Gastrobetriebe unterscheiden sich im Hinblick auf ihr Corporate Design wenig von Spengler- oder Elektrikerbuden.»
Wie schafft es ein Betrieb, sich ins beste Licht zu rücken?
Robin Strebel: Indem er seine Nische erfolgreich besetzt. Das bedingt, dass der Gastronom seine Zielgruppe kennt und dass er ein Konzept im Hinblick auf das Angebot und das Interieur hat. Erst wenn diese Grundvoraussetzungen erfüllt sind, kommen Überlegungen zum Erscheinungsbild ins Spiel. Alles andere ist nicht sinnvoll.
Warum nicht?
Der Gast kommt nicht, um seinen Hunger zu stillen. Diese Zeiten sind vorbei. Heute essen Leute auswärts, weil sie etwas erleben wollen, und ein gutes Erlebnis setzt eine gute Geschichte voraus. Keine beliebige, sondern eine, die einem roten Faden folgt, der über die Küche hinausgeht und deutlich macht, wofür der Betrieb steht. Unser Job ist es, ein Erscheinungsbild zu erarbeiten, das diese Botschaft aufgreift. Der visuelle Auftritt soll das gastronomische Konzept nach aussen tragen.
Wie gut gelingt das denn Schweizer Hotels und Restaurants?
Die meisten Gastrobetriebe sind KMU, und im Hinblick auf ihr Corporate Design, also den visuellen Auftritt, unterscheiden sie sich wenig von Spengler- oder Elektrikerbuden: Darunter gibt es gute und schlechte Beispiele, die meisten sind irgendwo im Mittelfeld anzusiedeln und fallen daher kaum auf.
Was unterscheidet ein gutes von einem schlechten Design?
Ein gutes Design basiert auf einer Idee, und die soll formal gut umgesetzt sein. Es muss kein Geniestreich sein, aber handwerkliche Kriterien erfüllen, zum Beispiel im Hinblick auf Grafik und Typografie. Viele Leute denken, sie könnten das auch selber machen. Aber Grafiker ist ein Beruf wie Schreiner, der gelernt sein will, sonst verfehlt das Produkt vermutlich seine Wirkung. Man kann dabei tatsächlich einiges falsch machen.
Zum Beispiel?
Wenn Sie ein Fonduestübli betreiben, das im Look einer Pizzeria daherkommt, ist das falsch. Der Gast ist verwirrt, er wird Sie unglaubwürdig finden. Gleichermassen haben Sie ein Problem, wenn erst das Essen daran erinnert, dass man beispielsweise in einem Bistro sitzt. Der Begriff des Bistros ist mit Erwartungen an ein gewisses Flair verbunden, das über das Kulinarische hinausgeht. Die Lust darauf müssen Sie wecken, bevor der Gast seinen Fuss in die Tür setzt – und zwar mit einem entsprechend gestalteten Erscheinungsbild vom Menüaushang bis zur Internetseite. Selbstverständlich gibt es auch erfolgreiche Restaurants mit miserablem Corporate Design – die kochen dann einfach sehr gut. Gleichermassen sind professionelle Gestalter kein Allheilmittel gegen ein schlecht laufendes Geschäft.
Was sollten Gastronomen beachten, um im Hinblick auf das Erscheinungsbild ihres Betriebs die gröbsten Schnitzer zu vermeiden?
Weniger ist mehr, wäre mein Rat. Das heisst zum Beispiel, dass man nicht versuchen sollte, zu viele Gestaltungselemente oder Informationen auf einem Medium unterzubringen, sei es auf der Website oder auf der Speisekarte. Eine weitere Faustregel lautet, dass sich auf ein, maximal zwei Schrifttypen beschränken sollte, wer Typografie nicht beherrscht. Gerade im Hinblick auf die Speisekarte sind abenteuerliche Selbstversuche gang und gäbe. Besser wäre es, die Karte mit einer Schreibmaschine auf ein sauberes Blatt Papier abzutippen. Ich wage zu behaupten, diese Lösung käme bei jedem Betrachter besser an.