25.09.2025

Wilde Zeiten das ganze Jahr

Interview: Andreas Bättig; Bilder: z.V.g.
Rafael und Agnes Biolley wollen die Schweizer Gastronomie von der Herbst-Saisonalität befreien: Mit seinem Waldfleischshop beliefert der Jäger Zürcher Restaurants das ganze Jahr mit Premium-Wild aus Frankreich – zu Preisen, die mit konventionellem Fleisch konkurrieren können.
Rafael+Agnes 1

Herr Biolley, wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Waldfleisch-Shop zu gründen?
Rafael Biolley: Ich bin selbst Jäger und habe mir während der Fastenzeit 2020 grundsätzliche Gedanken zum Fleischkonsum gemacht. Es hat mich schon immer gestört, wie Nutztiere oft wie Ware behandelt werden – nicht artgerecht und unter Stress. Im Gespräch mit meinem Cousin wurde mir klar: Die Lösung liegt auf der Hand. Tiere, die in ihrem natürlichen Lebensraum leben, zu jagen, wie wir es seit Hunderttausenden von Jahren machen. Das ergibt das beste, gesündeste Fleisch von Tieren, die nicht überfettet oder gestresst sind.

Was bieten Sie der Gastronomie konkret an?
Alles von Reh, Hirsch, Wildschwein, Fasanen und Wildenten etc. – wir machen «Nose to Tail», verwerten das ganze Tier. Unser Sortiment wächst mit unseren Kunden. Wenn jemand nach Wildschweinspeck fragt, machen wir das selbstverständlich. Besonders stolz bin ich auf Kreationen wie Hirsch-Tomahawk-Steaks von den grössten Hirschen. Wir sind sehr innovativ, was unsere Produkte betrifft.

Woher beziehen Sie die nötigen Mengen?
Ich jage selbst in Frankreich, aber würde ich so viel schiessen müssen, wie ich verkaufe, müsste ich mit dem Maschinengewehr in den Wald! Wir arbeiten mit einem Verarbeitungsbetrieb in Frankreich zusammen und beziehen inzwischen Fleisch von Jagdgesellschaften aus ganz Frankreich. Die grösseren Jagdgebiete und längeren Saisons dort ermöglichen uns konstante Top-Qualität.

Was schätzen Gastronomen besonders an Ihrem Angebot?
Die Kombination aus Handwerk, echtem Jagdwissen und professioneller Lieferzuverlässigkeit. Wir verbinden die Vorteile eines Grosslieferanten: Mengen, Qualität, faire Preise., professionelle Abwicklung.

Wildschwein Frischling Keule
Rehruecken Klassisch Serviervorschlag 2

Wild gilt als sehr saisonal. Wie gehen Sie damit um?
Das ist kulturell bedingt, nicht natürlich. Es wird praktisch das ganze Jahr gejagt, und man kann fantastische Sommergerichte mit Wild zubereiten. Ich kämpfe nicht gegen die Saisonalität, aber wir wollen das Wildangebot in der Schweiz bereichern. Ein Libanese in meiner Nachbarschaft bietet jetzt das ganze Jahr Wildspiessli an – neben Lamm, Poulet und Rind. So etwas finde ich cool, wenn man Wild normalisiert.

Wo sehen Sie noch Potenzial in der Schweizer Gastronomie?
In der Auswahl und Fantasie. Wenn man auf Österreich, Deutschland oder Italien schaut, hat die Schweizer Wildküche noch Luft nach oben. Interessant ist: Unsere allerbesten Kunden in der Gastronomie sind deutsche oder osteuropäische Köche. Das Wissen scheint in der Schweiz nicht mehr so vorhanden zu sein. Dabei ist Wild das perfekte Produkt für den Nachhaltigkeitstrend. Ohne Transportstress, Schlachthofatmosphäre, dafür mit bestem Nährstoffprofil.

Ist Wild preislich konkurrenzfähig?
Absolut. Wildfleisch ist im Vergleich zu Rind- oder Kalbfleisch etc. sehr preiswert! Wild ist mehr als Bio. Es ist ein absolutes Top-Premium-Produkt zu fairen Preisen.

waldfleisch.shop