«Die aktuelle Krise gilt als grösste Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg.»
Wie beurteilen Sie die Performance von Gastrosuisse während der Pandemie?
Daniel Borner: Gastrosuisse hat sich frühzeitig auf die Krisensituation eingestellt, jederzeit die Führungs- und Informationsfähigkeit behalten und einen sehr hohen Standard an Serviceleistung geboten. Das bestätigen die vielen positiven Rückmeldungen der Mitglieder. Es war eine enorme Herausforderung, bis zu 4000 Anrufe pro Woche anzunehmen und zu bearbeiten. Dazu kam eine grosse Anzahl von E-Mails, die wir innert nützlicher Frist beantworteten. Auch auf dem politischen Weg haben wir sehr viel erreicht, etwa bei der Kurzarbeitsentschädigung, beim Erwerbsersatz sowie beim wichtigen Thema Versicherungen. Dass wir dabei vielleicht nicht immer sämtliche Erwartungen erfüllen konnten, liegt in der Natur der Sache. Doch ich bin stolz auf das, was unsere Mitarbeiter in den vergangenen zwölf Wochen geleistet haben.
In der Mitte der Krise versuchte Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer, direkt auf die bürgerlichen Bundesräte Einfluss zu nehmen – und scheiterte. War das ein Fehler?
Ihre Einschätzung teilen wir in keiner Art und Weise. Napoleon sagte einmal: Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Wir sind glücklicherweise nicht im Krieg, aber die aktuelle Krise gilt als grösste Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie können versichert sein, dass alle unsere Massnahmen immer nur ein Ziel verfolgten: das Maximum für unsere gebeutelten Mitglieder, ja für die ganze Branche herauszuholen. In dieser Zeit haben übrigens auch viele Nichtmitglieder bei uns um Rat nachgefragt.
Die aktuellen Schutzbestimmungen lassen einen rentablen Restaurantbetrieb vielerorts nicht wirklich zu. Was sagen Sie den davon betroffenen Wirten?
Diese Frage wird uns oft gestellt, und ich nutze die Chance zur Klärung. Erstens: Die sehr einschränkenden Auflagen hat der Bund verordnet und nicht Gastrosuisse. Hätten wir nicht immer wieder hartnäckig interveniert, wären die Bestimmungen noch viel drastischer ausgefallen. Zweitens: Das Datum für die Lockerungsschritte in der Gastronomie hat der Bundesrat in Absprache mit seinen Experten und aufgrund der epidemiologischen Lage festgelegt. Und drittens: Es ist eine unternehmerische Abwägung jedes einzelnen Unternehmers, unter diesen Bedingungen zu öffnen oder nicht. Wir wissen, dass es schwierig ist, unter diesen Verhältnissen überhaupt kostendeckend zu arbeiten. Darum braucht es dringend weitere Massnahmen.
Mit welchen Rezepten wollen Sie die Branche aus der wirtschaftlichen Krise führen?
Es braucht Massnahmen in der Art eines Konjunkturprogramms, damit setzen wir uns auseinander. Im Parlament gibt es zudem mehrere Vorstösse zum Thema Mehrwertsteuer, die wir unterstützen. Dringend fallen müssen auch die einschränkende Distanzregel sowie die Sperrstunde. Zusätzlich zur politischen Arbeit ist es die Aufgabe von Gastrosuisse, seine Mitglieder zu sensibilisieren, zu informieren und unterstützend durch diese Krise zu begleiten.
Gibt es einen Dialog mit den Gewerkschaften, um die Krise gemeinsam zu meistern?
Selbstverständlich ist die Corona-Krise auch Thema in den Gremien der Sozialpartnerschaft.