«Statt aus einzelnen Restaurants zu liefern, entschieden wir uns daher für eine gemeinsame, separate Küche.»
2019 bezifferte eine Studie des Unternehmensberaters McKinsey den Markt für Essenskuriere auf weltweit 83 Milliarden Euro und prognostizierte, dass die Sparte bis 2021 jährlich 3,5 Prozent zulegen werde. Dafür spricht auch der Geschäftsgang von Heimlieferdiensten: Smood.ch, Marktführer in der Westschweiz, verzeichnet seit einer Gründung 2013 ein Wachstum von 200 Prozent pro Jahr, Eat.ch, das landesweite Branchenschwergewicht, verdoppelt sich nach eigenen Angaben jährlich. Das Potenzial ist also noch lange nicht ausgeschöpft, und seit Covid-19 ist es für Gastronomen umso attraktiver, wenn nicht gar notwendig, sich ein Stück vom Kuchen zu sichern. Die Gastrogruppe Tavolago, die in der Zentralschweiz mehrere Restaurants betreibt, will die Sache nun mit gebündelten Kräften angehen. Ende Oktober eröffnete sie mit dem Luzis einen neuartigen Betrieb, der dabei wegweisend sein soll. Das Luzis verfolgt das Prinzip der sogenannten Ghost-Kitchen – einer Küche ohne Gasträume, die ausschliesslich für den Heimlieferservice produziert.
Seit gut einer Woche werden im Luzis die Lieblingsgerichte aus sieben Betrieben der Gruppe in und um Luzern gekocht und über die Plattformen Smood.ch sowie Uber Eats ausgeliefert. «Die Zubereitung von Liefermenüs zusätzlich zum bestehenden Betrieb ist für Restaurants eine grosse Herausforderung», sagt Gianni Schüpbach, Marketingverantwortlicher bei Tavolago. «Statt aus einzelnen Restaurants zu liefern, entschieden wir uns daher für eine gemeinsame, separate Küche, die die Klassiker unserer Betriebe nach Originalrezept zubereitet, während sich jedes Restaurant auf das Tagesgeschäft konzentrieren kann.» Beheimatet ist das Luzis in der Küche des regionalen Eiszentrums, die auch für den dort angesiedelten Saison-Betrieb N’Ice produziert. «Das N’Ice ist von all unseren Betrieben der mit der grössten Küche. Dort kommen sich Lieferdienst-Produktion und der alltägliche Betrieb nicht in die Quere», sagt Schüpbach. Dass man sich nicht auf die Füsse steht, ist in der Tat eine wichtige Voraussetzung, wenn Heimlieferservice gelingen soll: Umfragen zeigen, dass das Geschäftsmodell oft floppt, weil Platz und Kapazitäten in der regulären Betriebsküche zu klein sind.