Angezapft

Eine Bindung fürs Leben

Im März war ich bereit für den nächsten grossen Schritt in meiner Beziehung zum Gerstensaft: Ich startete meine Ausbildung zur Bier-Sommelière (endlich!). Durchgeführt wird diese von Gastrosuisse und dem Schweizer Brauerei-Verband. Während sieben Tagen lerne ich im Kurs das Brauen mit seinen chemischen Prozessen kennen, entdecke bekannte und mir neue Bierstile und schule meinen Geruchs- respektive Geschmackssinn. Denn damit der Unterricht nicht zu trocken ist, gibt es immer wieder Flüssiges ins Glas (selbstverständlich mit Mass).

Die Gruppe ist erfrischend durchmischt: Wir sind acht Frauen und acht Männer, die in irgendeiner Weise einen engen Bezug zum Genussmittel haben. Viele von uns arbeiten in Gastronomieunternehmen, Brauereien oder Bierspezialitätenläden. Oder sie brauen in ihrer Freizeit selber Bier – oder konsumieren es gern, so wie ich.

Inzwischen sind wir in der Halbzeit der Ausbildung angelangt und ich bin begeistert. Meine Leidenschaft fürs Thema Bier hat nochmals einen Riesenschub bekommen. Denn das Aufsaugen des Wissens macht grosse Freude: Schon am ersten Tag durften wir eine Brauerei besichtigen und dem Geschäftsführer einige Geheimnisse entlocken (leider nur off the record). Am zweiten Tag konnten wir selber Hand anlegen und ein Fässli Bier anschliessen und zapfen. Zur allgemeinen Belustigung sollten wir dann noch in unter 20 Sekunden eine Halbliterflasche Weizenbier stilvoll in ein Glas füllen (ich habe versagt).

Am dritten Tag gab uns eine Koryphäe der Brauakademie Doemens spannende Infos zu den mir liebsten Bierstilen: den belgischen, englischen und hopfenbetonten Ales. Mein wichtigstes Learning von diesem Tag: 95 Prozent der weltweiten Bierfans trinken helles, filtriertes Lagerbier. Und: Ebendieses ist das schwierigste Bier zum Brauen, denn es kommt dabei auf Nuancen an. Das ist vergleichbar mit einem Wettbewerb unter Kochprofis: Wer brät das beste Spiegelei? Alle werden eins hinbekommen, doch werden keine zwei genau gleich schmecken. Den vierten Tag verbrachten wir gleich neben einem Fachgeschäft mit 1200 Bieren aus der ganzen Welt. Beim Besuch dessen glänzten die Augen der Kursteilnehmenden und die Einkaufskörbli wurden emsig gefüllt.

Wenn Sie diese Zeilen lesen, befinde ich mich schon im Prüfungsmodus: Schriftlich, mündlich und sensorisch muss ich beweisen, dass ich den Titel als Schweizer Bier-Sommelière verdient habe (ich gebe Bescheid).

Carole Gröflin

Präsidentin der Gesellschaft zur Förderung der Biervielfalt
Ausgabe: Salz & Pfeffer 3/2024 / Datum: 04.06.2024


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