Lustlose Gastlichkeit
Die Gastronomie leidet. Corona-Nachwehen und Fachkräftemangel mindern die Chancen, qualifiziertes Personal zu bekommen, wie Tagespresse und Fachjournale aktuell oft berichten. Besonders in der einfacheren Gastronomie ist die Situation schwierig, was immer wieder zu Eskapaden führt, die Gäste besser nicht erleben wollen.
Ein Abendessen im Restaurant soll satt, sitt und zufrieden machen. Ein Blick ins Internet deutet auf ein Hotel einer namhaften kleineren Kette, deren Häuser in vielen Städten sogar Sterneköchen und -köchinnen sichere Arbeitsplätze bieten. Das Lokal des Hotels «zelebriert die Ursprünglichkeit traditioneller italienischer Speisen – und interpretiert sie mit einem zeitgemässen Twist». Da kann nichts schiefgehen, also wird das Etablissement der Trattoria um die Ecke vorgezogen. Ein Fehler.
Die Tageskarte offenbart Carpaccio als Vorspeise und neben einem Fleischgericht auch Tagliatelle mit frischen Pfifferlingen. Die Reise erlaubte kein Mittagessen, also Crostini mit Erbsenmousse als Starter, Carpaccio als Vorspeise, dann Pasta, vielleicht noch ein Dessert. Nach den guten Crostini kam erst mal nichts. Dann wieder nichts, dann der Kellner: «Es geht gleich weiter!» Später erreichten Carpaccio und Pasta gleichzeitig den Tisch. Ist das etwa der angekündigte Twist? Ein mit viel Panna zusammengeklebter und schnittfester Pastaklumpen auf einem selbst für Schwerstarbeitende reichlich portionierten Teller war angetrocknet und von ledriger Konsistenz. Ungeniessbar.
Service, Küche und Gastlichkeit gehen anders. Malheurs dieser Art passierten nicht nur an diesem Tisch. Die gebeutelte Gastronomie wäre gut beraten, nicht auch noch die letzten Gäste zu vergraulen. Es gibt Untergrenzen der Zumutbarkeit, ehrgeizloses Personal gehört dazu. Darunter leiden die Gäste.