Die traditionelle Pressekonferenz sowie das anschliessende Essen beim frisch gekürten Koch des Jahres fiel dieses Jahr der Pandemie zum Opfer. Überhaupt ist es eine beachtliche Leistung, dass der Gault & Millau heuer trotz Lockdown sein Testprogramm (830 Restaurants, 90 Hotels und 150 Winzer) durchziehen konnte. Mit Stefan Heilemann kürt Chefredaktor Urs Heller einen Koch, der zweifellos zu den Besten des Landes gehört. Zwar musste der Deutsche im Frühling sein angestammtes Habitat im mittlerweile geschlossenen Hotel Atlantis by Giardino verlassen, wurde aber kurze Zeit nachher samt Brigade vom Zürcher Widder Hotel am Rennweg angeheuert. «Stefan Heilemann», so schreibt Heller, «ist schon seit Langem auf dem Radar, nun ist die Zeit reif für den ganz grossen Titel.» Die ganz grosse Wertung, nämlich den 19. Punkt, gewährt Heller ihm indes (noch) nicht, Heilemann erhält auch im Gault & Millau 2021 18 Punkte.
Keine Überraschung, zumindest in der Luzerner Kochszene, ist die Auszeichnung von Michèle Meier zur Köchin des Jahres. Im Restaurant Lucide im KKL kocht die Schülerin des dieses Jahr verstorbenen Nick Gygax seit Längerem gross auf. Neu gibts für sie 16 Punkte und viel Scheinwerferlicht. Die neuen Aufsteiger des Jahres in der Deutschschweiz heissen Markus Arnold vom Restaurant Steinhalle in Bern (17 Punkte) sowie Sebastian Rösch vom Restaurant Mesa in Zürich. Während Arnold seinen 17. Punkt wieder holt, den er einst im Berner Restaurant Meridiano hielt, kocht sich Rösch zum ersten Mal, dafür mehr als verdient, in diese Liga. Der Bayer fühlt sich in der veganen Küche genauso wohl wie im (meisterhaften) Umgang mit Onglet und Eisbein. Weiterhin einen Abstecher wert ist das Restaurant Maison Wenger in Le Noirmont. Wengers Nachfolger Jérémy Desbraux ist der neue Aufsteiger des Jahres in der Westschweiz und hält bereits 18 Punkte.