Streit um Weiterbildung

Mit einem eigenen Vorbereitungskurs für Chefköchinnen und Chefköche will Gastro Zürich die Berufsbildungsplattform Hotel & Gastro formation Schweiz konkurrenzieren. Anfang Jahr wurde der Konflikt publik.
Text: Tobias Hüberli – Fotos: z. V. g.
Veröffentlicht: 08.01.2019
Im Tagungszentrum Föhrewäldli in Weiningen (ZH) führte die Hotel & Gastro formation Schweiz 2018 insgesamt 22 Kurse durch.

Tatsächlich stellte Züst seine Lehrkräfte daraufhin vor die Wahl.

Am 4. Januar lud Gastro Zürich ihre Lehrkräfte und Kursreferenten zur traditionellen Informationsveranstaltung an die Blumenfeldstrasse 22 in Zürich. Dabei trat ein seit längerem schwelender Konflikt zwischen Gastro Zürich und der Branchenausbildungsplattform Hotel & Gastro formation Schweiz offen zu Tage. Und zwar in Form eines Briefwechsels, von dem Kopien an die rund 50 Teilnehmer verteilt wurden. Darin erhoben Geschäftsleiter Karl E. Schroeder und die inzwischen abgetretene Schulleiterin Elisabeth Ruf von Gastro Zürich unschöne Vorwürfe gegen die Direktion der in Weggis ansässigen Berufsbildungsplattform.


Konkret beklagten Ruf und Schroeder in einem Brief vom 6. Dezember 2018, Max Züst, Direktor der Hotel & Gastro formation Schweiz, würde «Lehrkräfte systematisch und ultimativ vor die Wahl stellen, entweder bei Gastro Zürich zu unterrichten oder bei der Hotel & Gastro formation.» Stein des Anstosses ist der Vorbereitungskurs für Chefköchinnen und Chefköche, den die Hotel & Gastro formation Schweiz während rund 20 Jahren in den Räumlichkeiten von Gastro Zürich durchführte. Damit half sie nicht zuletzt mit, die Zürcher Sektion von Gastrosuisse aus ihrer damals finanziell klammen Lage zu befreien.

Laut Züst zahlte die von allen Verbänden des Gastgewerbes mitfinanzierte Plattform in den stärksten Jahren bis zu 450 000 Franken für Miete und Verpflegung an Gastro Zürich. Für den Unterricht sowie dessen Weiterentwicklung war aber einzig die Hotel & Gastro formation Schweiz zuständig. In den letzten Jahren, schreibt Züst in seiner Antwort vom 19. Dezember 2018, seien seine verantwortlichen Abteilungsleiter mit den Leistungen von Gastro Zürich «zunehmend nicht mehr zufrieden gewesen». Nebst nachvollziehbaren Preisanpassungen seien plötzlich auch absurde Forderungen gestellt worden, etwa eine Rechnung über 15 000 Franken für die Benutzung der Parkplätze durch Studierende oder eine Mineralwasser-Rechnung in der Grössenordnung von 20 000 Franken.

Ende 2013 kündigte Gastro Zürich die Zusammenarbeit. Daraufhin fand die Hotel & Gastro formation Schweiz für ihre Basisqualifikationskurse in der Gemeinde Fahrenweid-Weiningen einen «in jeder Beziehung passenden» und zudem 30 Prozent günstigeren Standort. «Da wir uns grundsätzlich den Organisationen der Trägerverbände verpflichtet fühlen», so Züst, «haben wir im Gegenzug den neuen Vorbereitungskurs für Sommeliers an die Blumenfeldstrasse verlegt.» Leider biete Gastro Zürich diesen Kurs seit 2019 plötzlich nicht mehr an. Dafür informierten Ruf und Schroeder im August 2018, dass Gastro Zürich ab Sommer 2019 einen eigenen Vorbereitungskurs für Chefköchinnen und Chefköche (zusammen mit der Allgemeinen Berufsschule Zürich) anbieten und somit in direkte Konkurrenz mit der Hotel & Gastro formation Schweiz treten werde.

Tatsächlich stellte Züst seine Lehrkräfte daraufhin vor die Wahl, in Zukunft entweder für Hotel & Gastro formation Schweiz oder aber für Gastro Zürich zu arbeiten. Allerdings betreffe diese Massnahme einzig den Vorbereitungskurs für Chefköchinnen und Chefköche, konkret gehe es um drei Lehrpersonen, die sich entscheiden müssen. «Das über Jahre aufgebaute Wissen, das wir als Berufsbildungsplattform von Gastrosuisse, Hotelleriesuisse und Hotel & Gastro Union kontinuierlich vermehren, soll unsere und die Ressource unserer Lehrpersonen bleiben», schreibt Züst. Dass Gastro Zürich den Unterricht selbstständig organisieren und anbieten wolle, sei selbstverständlich zu akzeptieren. Allerdings, so Züst, erachte er es unfair, sich das dafür nötige Know-how auf Kosten eines Bildungspartners anzueignen, von dem man sich getrennt habe.

Max Züst bedauert die Vorkommnisse. «Ich will mich nicht mit der Sektion eines Trägers der Hotel & Gastro formation anlegen, sah mich nach dem Anschuldigungen aber gezwungen, die Wahrheit auf den Tisch zu legen.» Gastro-Zürich-Geschäftsleiter Karl E. Schroeder wollte sich gegenüber Salz & Pfeffer nicht äussern. Auch nicht zur Frage, wie sinnvoll es ist, wenn die kantonale Sektion eines Verbands seine «eigene», darauf spezialisierte Bildungseinrichtung konkurrenziert. 



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