Zürich lockt noch immer

Der Emir ist weg und die Chinesen werden weniger. Trotzdem und entgegen dem nationalen Trend konnte die Tourismusregion Zürich 2016 ein leichtes Plus verzeichnen. 2017 setzt Zürich Tourismus unter anderem auf junge, wilde Köche.
Text: Delia Bachmann – Fotos: Zürich Tourismus/z.V.g.
Veröffentlicht: 22.02.2017
Frau Gerolds Garten am Fusse des Prime-Towers

Langfristig soll Zürich auch international als Food-Destination positioniert werden
2016 war ein gutes Jahr für die Zürcher Touristiker und Hoteliers: Während die Logiernächte schweizweit um 0.3 Prozent zurückgingen, erreichten sie in der Tourismusregion Zürich mit 5.62 Millionen Übernachtungen einen neuen Höchstwert. Dies entspricht einer Zunahme von 0.2 Prozent gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2015. Entsprechend positiv, wenn auch verhalten, war die Stimmung an der gemeinsamen Medienkonferenz von Zürich Tourismus und den Zürcher Hoteliers. Damit setzt sich ein langjähriger Trend fort: Zwischen 2006 und 2016 nahmen die Logiernächte in der Tourismusregion Zürich, die sich von Baden und Zug über Zürich bis nach Winterthur erstreckt, um 30 Prozent zu.

Hinter dem guten Ergebnis stecken vielfältige Ursachen:  Zum einen ist Zürich weniger stark von den Chinesen abhängig als etwa Luzern. Der Rückgang bei den Hotelübernachtungen in diesem Segment um insgesamt 17 Prozent fiel also weniger stark ins Gewicht. Neben der schwächelnden Konjunktur und der Pflicht zu biometrischen Visa, sei die Terrorangst der Chinesen der Hauptgrund für den Rückgang, sagt Martin Sturzenegger, Direktor von Zürich Tourismus, mit Verweis auf chinesische Touroperators. «Ohne Paris kommen die nicht nach Europa», ergänzt Vereinspräsident Guglielmo Brentel.

Bei den Gästen aus den Golfstaaten ist das Minus auf einen einzigen Mann zurückzuführen: Chalifa bin Hamad al-Thani. Weil der mittlerweile verstorbene Emir von Katar aufgrund seiner Krankheit nicht mehr mit der ganzen Entourage nach Zürich reiste, fielen in der Zürcher Luxushotellerie 30000 Logiernächte weg. Sturzenegger spricht vom «Emir-von-Katar-Effekt». Rechne man diesen raus, sei das Wachstum bei den Golfstaaten positiv. Eine Zunahme gab es vor allem bei den Logiernächten von Gästen aus dem Inland (+2.5%) wie auch bei Gästen aus Nordamerika (+6.6%), die hinter den Deutschen die zweitwichtigsten Touristengruppe bilden.

Markt am Zürcher Bürkliplatz

Während Zürich Tourismus im vergangenen Jahr auf die Manifesta und das Dada-Jubiläum setzte, bildet 2017 das Essen ein Schwerpunktthema – mit der zweiten Ausgabe des «Food Zurich»-Festivals vom 7. bis 17. September als Höhepunkt. Das Thema stehe noch nicht fest, die Protagonistin hingegen schon: Anna Pearson, Schweizer Kochbuchautorin und Mitglied der Slow-Food-Bewegung. Ein Gastland werde es hingegen nicht mehr geben. Primär gehe es darum, den regionalen Tourismus anzukurbeln, sagt Martin Sturzenegger. Langfristig soll Zürich aber auch international als Food-Destination positioniert werden: «Zürich ist foodmässig super, doch niemand weiss es.» Zürich biete nicht nur eine Handvoll Spitzenrestaurants, sondern durchgängig hohe Qualität. Weiter hebt Sturzenegger die Vielfalt und Qualität der Ausgangsprodukte sowie die Fähigkeit der hiesigen Köche, darunter die Besten auszuwählen, hervor. Letztlich gehe es auch darum, einen Diskurs in Gang zu bringen; was macht Schweizer Küche aus, was ist der Pizokel der nächsten Generation.

Aufatmen können die Hoteliers auch angesichts der guten Zahlen fürs Jahr 2016 nicht: Allein in der Tourismusregion Zürich entstehen bis 2019 rund 2300 neue Hotelzimmer, hinzu kommen 3000 Übernachtungsangebote durch Airbnb. Zudem seien die Hotelzimmerpreise im Durchschnitt um drei Prozent gesunken, sagt Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers. Dies sei vor allem auf die Entwicklung bei den Fünf-Sterne-Hotels zurückzuführen. Von Moos befürchtet, dass sich der Verdrängungskampf mit den zusätzlichen Betten verschärft. Unter der neuen Konkurrenz seien viele deutsche Brands – A-ja, 25hours, Meininger oder Motelone – mit neuen, frischen Konzepten und Preisen im Budget-Bereich. Positiv sei, dass durch die neue Konkurrenz ein Investitionsschub ausgelöst wurde. Ausserdem würden neue Brands alte Märkte beleben und neue erschliessen.



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