Im März 2006 stellte Chatrina Mair ihre ersten Ziegen- und Schafkäse her. Der Anfang verlief zwar etwas schwierig, denn in der Zwischensaison ist im Bündnerland nichts los. «Sobald sich aber die Küchenchefs um ihre Sommerkarten kümmerten, flatterten die Bestellungen herein», sagt Peter Mair und lacht. Bereits im August des ersten Jahres war das «Che Chaschöl!» ausverkauft. In der Gastronomie hatte es sich schnell herumgesprochen, dass in Tschlin aussergewöhnlicher Käse produziert wird.
Jetzt mussten Nägel mit Köpfen gemacht werden. Zwei Bauern im Dorf trennten sich von ihren Rindviechern und bauten einen grossen Gemeinschaftsstall für Milchschafe und die selten gewordenen Bündner Strahlengeissen. Die Rechnung ging auf, die Bündner Hoteliers und Küchenchefs entpuppten sich als treue Kunden. Zudem ergaben sich einige spannende Zusammenarbeiten, da die kleine Tschliner Käserei flexibel auf Kundenwünsche eingehen kann. «Anfangs waren vor allem die Einheimischen skeptisch, zumal hier das Vorurteil herrscht, Schaf- und Geisskäse stinke. Doch im Tal sind diese Käsesorten beliebt, und bei den Touristen sowieso», sagt Peter Mair und ergänzt mit Stolz: «Wir durften unseren Käse sogar bis nach Crissier an Philippe Rochat liefern.»
Trotz des Erfolgs sind Chatrina und Peter Mair auf dem Boden geblieben. Sie geben sich bescheiden, bleiben sich treu und manchmal, so scheint es, zelebrieren sie ihre ländlichen Werte bis aufs Äusserste. Dann zum Beispiel, wenn die beiden erzählen, wie ein Bündner Koch in Singapur einen Gastauftritt hatte und bei dieser Gelegenheit die Käsespezialitäten aus Tschlin orderte. Er wisse ja gar nicht recht, wo das liegt, frotzelt Peter Mair, er selber sei ja noch nie in einem Flugzeug gesessen. Der Käse jedoch sei tatsächlich ins ferne Land gereist, erst im Postpaket nach Zürich an den Flughafen, anschliessend in einer speziellen Box verpackt per Swiss-Maschine nach Singapur.
Mittlerweile liegt die Eröffnung der eigenen Käserei bereits acht Jahre zurück. Trotzdem ist Peter Mair bisweilen weiterhin in Samnaun in der Grosskäserei tätig, um mit dem Einkommen die Investitionskredite abzuzahlen. In seiner Freizeit kümmert er sich um das Marketing und den Verkauf im «Che Chaschöl! ». Das liegt ihm, er ist der Redselige der beiden, Chatrina Mair ist die Ruhige, sie hält sich lieber im Hintergrund und kümmert sich um die Käseproduktion. Sobald es die finanzielle Lage ermöglicht, will sich das Paar ausschliesslich dem eigenen Käse widmen und Seite an Seite neue Sorten kreieren.
Bis es so weit ist, lebt Chatrina Mair alleine den Traum in der Selbstständigkeit. «Es ist ein strenger, aber schöner Beruf. Ich geniesse es, eine Arbeit zu haben, die mir die Freiheit gibt, das zu tun, was ich will, und die Möglichkeit, auch einmal etwas Neues auszuprobieren», schwärmt sie. Der «Terna», Chatrinas Schafkäse aus dem Körbchen, hat sich mittlerweile zum beliebtesten Produkt aus der Käserei gemausert und ist nebst dem «Tschlinis», einem Camembert, und dem «Tschigrun», einem Geissenricotta, sogar in der Delikatessenabteilung von Globus erhältlich. «Momentan übersteigt die Nachfrage bei Weitem unser Angebot. Wir können aber nicht mehr produzieren, da wir nur eine begrenzte Menge Milch haben», erklärt die Käserin. Es ist ein Klagen auf hohem Niveau, denn natürlich erfüllt es sie mit Stolz, wenn sich die Konsumenten um ihr Produkt reissen.
Chascharia Che Chaschöl, Chatrina und Peter Mair, Giassa d’Immez 93A, 7559 Tschlin, 79 777 74 86, www.chechaschöl.ch