Wenn Lucas Costa von seinen Gerichten erzählt, regt sich der Appetit, der im Neuhof nur an drei Tagen befriedigt werden kann. Von Donnerstag bis Samstag ist die Beiz geöffnet. Gerade arbeitsintensiv ist das nicht. «Wir haben noch ein zweites Betätigungsfeld und engagieren uns im Catering von Christoph Hager, das Lucas eines Tages übernehmen wird. Christoph war der Lehrmeister von Lucas und ist unser heutiger Geschäftspartner», sagt Rebekka Costa. «Ja, mit ihm am gleichen Strick zu ziehen, sich blind vertrauen zu können, ist ein grossartiges Gefühl. Durch ihn haben Rebekka und ich uns kennengelernt, was der Beginn von allem war. Das verbindet», erklärt Lucas Costa.
Da machen sich gerade drei Freunde daran, ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Als Team, Geschäftspartner und gemeinsame Inhaber. Dies an einem wundervollen Ort, der sich als Lebensbühne perfekt eignet. Mit maximal 25 Gästen. Mehr Reservationen nehmen sie nicht an, zumal Rebekka und Lucas Costa den Neuhof alleine stemmen. «Bei Anlässen sind wir natürlich mehr. Wir können auf gute Bekannte und Freunde zurückgreifen, und wenn Not am Mann ist, steht uns Christoph zur Seite», sagt Rebekka Costa.
Lucas Costa im Alter von zwölf Jahren von Brasilien in die Schweiz nach Grub (SG) gekommen, geblieben und dort aufgewachsen. Er hat seine Kochlehre erfolgreich absolviert und Gefallen am Beruf gefunden. Heute tüftelt er mit Rebekka Costa gemeinsam an neuen Rezepten, die sie austesten und korrigieren, bis es für sie auf dem Teller und im Gaumen stimmt. «Wir reisen und essen gerne. Gerichte, die uns beeindrucken, kochen wir nach. Lucas bestellt immer Speisen, die er nicht kennt. Seine Geschmackserlebnisse hält er in seinem Notizbuch fest», so Rebekka Costa, die nach einem der Liebesbriefe von Albert greift, die da auf dem Tisch liegen. «Das war so eine Idee von mir.»
Der fiktive Albert schreibt aus dem Ersten Weltkrieg an seine Elise. Wie er sie liebe und ihre wunderbaren Kochkünste vermisse. Natürlich stirbt er – und Elise kocht zu Hause weiter. «Deshalb ist unsere Speisekarte ein mit dem Füllfederhalter geschriebener Brief, der in einem Couvert steckt, das mit einer alten und gestempelten Briefmarke geschmückt ist. Eine neckische Spielerei, die mir Spass macht. Die Gerichte und das Menü auf eine Schiefertafel zu schreiben, dazu hatte ich einfach keine Lust mehr.» Für Elise! Beethoven wäre wohl auch Gast im Neuhof.
Und sonst? Wer ein offener, kulinarischer Geist ist, lässt Lucas Costa machen und setzt sich mit vier Gängen und einigen Supplements auseinander. Dabei ist das hausgemachte Ginger Beer mit einem Zander-Forellen-Küchlein und Limettenmayonnaise ein schmackhafter Einstieg in einen kulinarisch unterhaltsamen Abend oder Mittag. Dazu drängt sich unter anderem eine Flasche von Lokalmatador Urs Pircher aus Eglisau auf oder eine Flasche vom Hauswein Triomphe d’Alsace von Walter Baumgartner – seines Zeichens Hobbywinzer und Vater von Rebekka Costa.
Sein Wein ist so speziell wie das erste Konzert, das am 18. und 19. April im Neuhof über die Bühne gehen wird. Nicht mit irgendeinem Duo, sondern mit den Gulizia Brothers aus den USA. Zwei ehrenwerten Grandseigneurs des Jazz, die Rebekka und Lucas von ihrer Treichl-Zeit her kennen und die nun in Bachs aufspielen. Leider ohne ihren dritten Mann im Bunde, den im November viel zu früh verstorbenen Roger Neumann. «Die Gulizia Brothers sind mittlerweile Freunde von uns, die wir sehr schätzen. Wir freuen uns auf diese zwei Abende», sagt Rebekka Costa. Und Lucas Costa wird die Gäste mit Flammkuchen aus dem Kachelofen, Hörnli mit Ghackets und Streuselkuchen verwöhnen. Unkompliziert und gut eben.
Was noch zum vollkommenen Glück fehlt, sind einige Gästezimmer. Platz und Pläne sind vorhanden, die Umsetzung wird folgen, was bei diesem umtriebigen Team wohl nicht allzu lange dauern wird. Ferien in Bachs? Das Landleben, das Haus, die Gastfreundschaft und die Küche geniessen? Warum eigentlich nicht?